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ür ſäwemtlſche Bühhen.)

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Rumpl er:

1 . er fu, 0207 Kr. Vo ch glücklicher Vater 0 IE 5

Poſſe mit Geſang in drei Aeten.

Nach dem Engliſchen Bulwer’s frei bearbeitet

eh | von : : Eriedrich Ra | Friedrich Kaiſe :

(Als Manuſceript für ſämmtliche Bühnen.)

A Wien, 1842. Druck und Verlag von A. Pichler's fel, Witwe, = Plankengaſſe Nr. 1061. > 2 8 Ki

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CI Diefes Stück ift bis zum Ende des Jahres 1844 alleiniges Eigenthum der Direction des Theaters an der Wien, darf alſo vor dieſem Termine auf keiner andern

hieſigen Bühne aufgeführt, oder theilweiſe benützt werden.

Bühnen = Directionen des Auslandes oder in den Pro—

vinzen, welche dieſes Stück ſchon jetzt zur Aufführung zu

n 3

bringen wünſchen, belieben ſich deßhalb an das Theater— Gefchäfts- Bureau des Herrn Adalbert Prix in Wien

zu wenden, welches auch im 1 der dazu gehörigen f Muſik if

Der Verfaſſer.

Perſonen.

„Herr von Rumpler, Buchhändler. 'Louiſe, feine Tochter. Clara, feine Mündel. | Alfred Mallberg, ein entfernter d Rumplers Doctor Scharf, Advocat. Chriſoſtomus Tratſchberger, fein Sollizitator. Doctor Queck, Arzt. Herr von Flitter. »Herr von Born.

- Baron Filding. en

Baron Walmar. „Hubert, Kammerdiener. Ein alter Spieler. Meiſter Fleckl, ein ailelber, Nobert Jacob eee „Michel

Masken, Gäſte, Diener, Spieler, Mar gue urs,

Blumenmädchen, Gerichtsdiener.

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& 3 De ſter a

8

Zimmer im Hauſe des Buchhändlers Rumpler. Alles iſt ſchwarz de⸗ korirt, die Fenſtervorhänge ſchwarz ſammtliche Meubles ſchwarz. In der Mitte ſteht ein Tiſch mit ſchwarzem Tuche behangen, auf jeder Seite ein kleiner Tiſch, ebenfalls ſchwarz; auf einem derſelben liegen

mehre Zeitungsblätter, an der Hinterwand hängt ein Bild, ebenfalls 5 ſchwarz verhangen.

Erſte Scene.

Mehre Diener, ſämmtlich in ſchwarzer Livrse, find damit beſchäftigt,

. im um den mittleren Tiſch zu ſtellen, den Staub

abzuwiſchen u. in w.

E ho r. Tummelts euch, tummelts euch! Machts all's bereit, Bald kommt der Herr heräus, S' iſt d' höchſte Zeit! Schwarz iſt jetzt alles da, Das zeigt vom Leid, Doch war der Herr nie fo

Luſtig wie heut.

Jacob. ; Na, da heroben wär jetzt Alles in Ordnung; jetzt

muß nur noch das ſchwarze Tuch über d'Stieg'n g'legt werden, =

*

7

Mi ch el. Na hörſt, jetzt wird mir die Trauer ſchon bald z'viel; gar Alles und Alles ſchwarz muß ich mich da auch ſchwarz anlegen, und mich geht die ganze G'ſchicht nichts an.

Jacob.

Raiſonir nicht, wir ſein einmal Bediente und müſſen thun, was d'Herrſchaft ſchafft. Wenn fie will, daß wir lachen, gut, fo lachen wir halt, und will fie, daß wir wei— nen, auch gut, ſo wein' ich, daß 's mir's Herz abſtoßt, wenn ich nur dafür zahlt werd'. Aber ich hör den Herrn kommen verlieren wir uns; denn der weiß heut ſelber nit, was er will. (Alle ab.)

Zweite Scene. Herr von Rumpler (kommt, in tiefſter Trauer ge leidet, haſtig aus dem Seitenzimmer). Ja, 's iſt und bleibt einmal wahr, die Welt will und muß g'foppt werden, und die hochgerühmte Lebens— klugheit beſteht nuͤr in der Kunſt, die Leut' recht täuſchend zu foppen. Wenn ich mich ſelber ſo betracht, und die ſchwarzen Trauerkleider, ich, der ich jetzt vor lauter Ver—

gnügen Purzelbäum ſchlagen möcht' auf Ehr, 's kommt

mir vor, als ob ich mich ſelber foppet. Mein Schwager, einer der reichſten privatiſirenden Privatiers, hat jetzt end⸗ lich auf dem allgemeinen Omnibus der Menſchheit die große Reiſ' unternommen, von der noch keine Reiſebe— ſchreibung herauskommen iſt, obwol ſie ſchon die bedeu— tendſten Schriftſteller g'macht haben mit einem Wort:

er iſt todt maustodt aber feine Seel' iſt unſterblich ſeine Seel war das Geld, und das iſt, dem Himmel ſei

9 Dank, nicht mit ihm g'ſtorben, und Niemand Nie— mand iſt mit ihm ſo nah verwandt, als ich oder meine Tochter. Auf uns alſo muß das Geld, dieſer allbele— bende Hauch, dieſes metallene Räderwerk in der großen Weltmaſchine, übergeh'n. Es iſt eine alte Wahrheit, daß in der Natur immer aus dem Tode des Einen ein neues Leben für die Andern hervorgeht, darum werd' auch ich jetzt, nachdem mein guter Schwager begraben liegt, erſt auf's Neue zum leben anfangen.

Dritte Scene. Mumpler. Louiſe. Louiſe

(ebenfalls in . hüpft fröhlich aus der entgcaeıtagfferen Seitenthür).

Guten Morgen, Papa! Numpler.

Detto, Töchterl, detto; einen guten Morgen 1 0 0 wir heut auf jeden Fall, er geht uns im echten Sinne des Wort's mit goldnen Strahlen auf,

.2ouife (ich drehend).

ne a ſteht mir das Trauerkleid, Papa?

Numpler.

Famos! Famos! übrigens ſteht einem Mädel, wie du biſt, jedes Kleid gut. Du kommſt mir vor, wie ein gli tes Buch, auf'n Einband kommts nicht an, man leſt's auch ungebunden gern.

10 Louiſe.

Aber Papa, ſie loben mich immer ſo, Sie machen mich völlig eitel.

NRumpler.

Pah, pah! ich verſteh' das, bin ja Buchhändler, muß daher die Werke, die ich aufg'legt hab, ſelber loben, ſonſt bin ich aufg'legt.-Und ich muß dir ſagen, Madl, ich hab zwar ſchon viele Werke zur Welt gefördert, aber du biſt die Krone von allen, du biſt wie ein guter Roman, du entwickelſt immer neue Schönheiten und wirſt immer in— tereſſanter. Du haft bisher ſchon Senſation g'macht, und jetzt erſt, wo du durch die reiche Erbſchaft den Goldſchnitt

bekommſt, jetzt wird ſich das männliche Publikum um dich

reißen. N Louiſe.

Aber Papa, iſt's denn auch g'wiß, daß wir die Er⸗ ben ſein werden?

NRNumpler.

Na, ob das g'wiß iſt, iſt da noch eine Frag? Biſt nicht du die nächſte Anverwandte, feiner Schweſter Kind? Hab nicht ich, bevor der Selige noch ſelig war, ihm Alles Mögliche gethan, bin ich nicht vor ihm krochen wie ein abg'richter Pudel? Hab, ich nicht ſo lang er hier war, alle ſeine Launen ertragen? und jetzt in der letzten Zeit, wo

er ſchon kränklich auf ſein Gut g'lebt hab, und Mineral-

wäſſer hat trinken müſſen, hab ich ihm da nicht alle SE 100 Pluger g'ſchickt, damit er auf mich nicht vergißt?

Ha! wenn er nach allen dem uns nicht zu ſeinen Erben 0. chet, dann wären die Bande des Bluts nichts als Spin— nengewebe, die Wohlthätigkeit eine Aktie, wo man nur

11 immer einzahlt, ohne jemals einen Dividend heraus zu krie— gen, und der Glaube an Dankbarkeit ein Wahn, erzeugt im Gehirn des Thoren.

N. | Louiſe. Ich mein nur, weil noch ſo viele andere Verwandte da ſein. Numpler.

Pahl! von alle den Verwandten hat ſich keiner fo ver— wendet wie wir; da ſetzt's höchſtens ein Paar Legateln ab. Sei du nur ruhig, die Erbſchaft bleibt uns, das beweist ſchon der Umſtand, daß er verordnet hat, daß das Teſta— ment hier in mein Haus eröffnet werden ſoll. Heut iſt der entſcheidende Tag. Ich hab mein Möglichſt's gethan, um 5 die Sach recht impoſant zu machen, die Welt ſoll nichts von meiner Freud merken, d'rum iſt hier Alles ſchwarz drapperirt, ich bin ganz 5 alle Verwandte müſſen ſchwarz erſcheinen.

Louiſe. Schwarz? Rumpler. Ja ſchwarz! ich ſag dir, das wird eine Haupt-Gaudce wer'n, alle ſein wir ſchwarz. Louiſe. f Ach Papa, wenn ich an die Erbſchaft denk' ich ſag' Ihnen, Alles ſchwindelt mit mir, die ganze Nacht hab ich von gar nichts andern träumt als von Gold und Brillan— ten, und von den prächtigen Gütern und Herrſchaften,

die alle, alle uns g'hören werden, und von den 1 in denen ich fahren werd”, |

Numpler.

Na, und hat dir nicht vielleicht auch noch von was an— dern träumt, z. B. von einem jungen Herrn, mit dem du auch gut zu fahren hoffſt, han?

Louiſe (ganz gleichgilkig).

Nein, Papa! Es kommen wol mehre junge Herrn zu uns in's Haus, aber ich wüßt' kein'n, den ich der Müh“ werth haltet, von ihm zu träumen.

RMumpler. 1 Recht ſo, es darf ſich auch jetzt, wo du eine unmenſch— lich reiche Erbin biſt, keiner was von dir träumen laſſen. Louiſe⸗ i Der Herr von Flitter wär noch der einzige Numpler.

Der wär bis jetzt, wo deine Verhältniſſe noch be— ſchränkter waren, eine recht annehmbare Partie g'weſen; aber jetzt wär ſo eine Partie grad ſo unanftändig, als wenn man in einem Herrſchafts-Salon eine Partie Spadido vorſchlagen wollt. Übrigens iſt er auch ein ganz gewöhnli⸗ cher Menſch, fo wie man's in der Lebensfabrik dutzend— weis find't.

Louiſe. 5 a Nu ja, was die Schönheit betrifft, da wär mir noch der Alfred lieber. 5 i N u m pler (ganz außer fich)- 2

Der Alfred? Aber Madel, ich bitt dich um Alles in

der Welt, wie kannſt du dich nur ſo weit erniedrigen, auch

13: nur an fo ein Menſchen z'denken der Alfred, fo ein blut— armer Teufel, der keine Altern, keine Ausſicht, keine Hoff— nung kurz gar nichts hat, als feine armfelige Individua— lität den ich nur, weil er doch ein weitſchichtiger Verwand⸗ ter von uns iſt, aus Barmherzigkeit in mein Haus b'halt, und der noch dazu ein krakeleriſcher Kerl iſt, auf Alles ſeine

biſſigen Bemerkungen macht, die ich ihm nicht einmal er— wiedern kann, weil ich mich mit dem Witzigſein nit ab— geben will na ja, das wär noch der Rechte.

g Louiſe. Aber Papa, wann er Ihnen ſchon ſo z'wider iſt, warum b'halten Sie ihn denn im Haus?

Numpler. 5 Na weißt, im G'ſchäft iſt er gut z'brauchen, er führt

alle meine Bücher, ſchreibt alle meine Ankündigungen und die Katalogs, und ich brauch ihm als Verwandter kein Lohn zu zahlen, und überdieß wirft das noch ein guts Licht auf mich, daß ich mich um meine armen Verwand— ten annimm; denn Wohlthätigkeit iſt eine ſehr ſchöne Tu— gend, beſonders wenn's einem nichts koſt't. i

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. Vierte Scene. | Vorige Alfred. Alfred (in einem blauen Fracke, kommt mit mehren Schriften unter dem Arme). a Numpler. |

Ah da iſt er ja lupus in fabula! (betrachtet ihn). Aber was ſeh' ich einen blauen Frack Monſieur Al

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fred, hat man meine Befehle nicht vernommen, daß heut Alles in Trauerkleidern erſcheinen ſoll? Alfred.

Hm! dieß iſt der einzige Rock, den ich EN es iſt alſo gewiß eine traurige Kleidung.

Num pler.

Hätt' man mir das gefagt, ich hab noch 3 alte ſchwarz— tücherne Weſteln, daraus hätt' er ſich können einen Quä— cker machen kaſſen; aber ſo die ganze Ceremonie der Feierlichkeit iſt durch dieſe Erſcheinung geſtört und lichte Knöpf hat er auch noch d'rauf

Alfred.

Sein Sie ganz ruhig, Herr von Rumpler, ich werde bei der Teſtamentseröffnung nicht zugegen ſein, damit meine lichten Knöpfe die übrigen anweſenden dunklen Knöpfe nicht beläſtigen.

Numpler.

Na, ſo iſt's auch gut iſt auch gar nicht Ahle, daß er dabei iſt ich will gar nicht, daß man ihn für meinen Verwandten halt. Von einer Erbſchaft iſt ohnehin gar keine Red' für ihn, er weiß am beſten, wie er ſich immer gegen den edlen Verſtorbenen benommen hat.

Alfred.

Ja, ich weiß, ganz unverantwortlich und unvernünf— tig wenigſtens nach. Ihrer Anſicht. Ich habe nie Spei⸗ chel geleckt, nie meinen Rücken vor ihm in Cirkelform ge- beugt, nie ſeine Bizarrerien für göttlich, unübertrefflich ausgeſchrien ja, ich habe mich ſogar unterſtanden, ihm manchmal die Wahrheit auch dann zu ſagen, wenn ſie un—

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angenehm war, und doch war er ein ſehr reicher Mann, ein Mann, von dem ich wenigſtens ein Legat von ein Paar Hundert Gulden hätte erwarten können. Das war freilich gegen alle Lebensklugheit, wie Sie es nennen; aber ich habe einmal fo abfurde Anſichten, mir kommt dieſe hoch— gerühmte Lebensklugheit ſehr oft vor, wie ein . der . Humpler (zu Louiſen).

Der Kerl hat eine Zunge wie ein Schwert, und das bringt mich noch am allermeiſten in Wuth, daß er immer fo red't, daß ich ihm gar nit antworten kann. (aut) Ich bitt mir aus, über den ehrenwerthen Verſtorbenen (indem er ein Sacktuch herauszieht) nicht weiter zu reden, es berührt mich zu ſchmerzlich. (drückt das Tuch vor die Augen) O Sein wenn nur der heut ge Tag ſchon vorbei wär!

Alfred Ja freilich es muß für Sie läſtig ſein, dieſe Un— gewißheit in Betreff des Teſtamentes. Nu mpler Was! glaubt er am End, ich traure nur wegen dem Teſtament? Ich ſag ihm, wenn mir auch der Selige gar nichts hinterlaſſen hätt', ich wurd gewiß ſehr traurig ſein. Alfred. Ha, ha, ha! ich glaub es. Numpler (erſtaunt). Und er lacht er lacht heute an dem Tag und in dem Haus? ? Menſch, hat er denn alle Dehors ver⸗

16 lernt? Heute darf hier Fein einzige lachendes G'ſicht zu ſehen "fein Alfred Aber deſto mehr lachende Herzen, wenn anders die Erbſchaft nach Wunſch ausfällt. Numpler.

Es iſt nicht zum Aushalten mit ihm, geh er an ſein Geſchäft.

d Alfred.

Ganz wol, ich werde in Ihren Caſſabüchern arbeiten, vielleicht ſtimmt mich das traurig. (einen Brief aus den bei ſich habenden Schriften hervorziehend) Der Buchdrucker Werth: ner frägt ſich an, wann es Ihnen belieben wird, den noch bei ihm ſtehenden Reſt zu bezahlen?

NRNumpler.

Mein Gott, was der Mann neugierig iſt! Morgen werd ich darauf Antwort geben. Iſt die Annonce von den neuen bei mir aufgelegten Gedichten, die in die Zeitung kommen ſoll, ſchon fertig? 3

Alfred. Ja, der Dichter hat ſie ſelbſt unter der Agide der Anonymität geſchrieben und ſich ſehr lobend darüber aus⸗ geſprochen mich wundert, daß der Mann noch immer fo bleich ausſieht. NRumpler. Warum! 5 Alfred. A, Ich hätte gedacht, über ſolch ſtiakendes Selbſtlob

müßte er für ein Jahr Schamrbthe vorräthig haben.

17 NRumpler. Ich kann heut wieder kein g'ſcheidts Wort mit ihm reden, und ſo gehts mir immer. Ich muß ihm ſagen, er wird mir alle Tag unerträglicher.

a Alfred.

Sie werden mich eitel machen unerträglich! Ich muß alſo doch für Sie ein Meuſch von Gewicht fein, viel— leicht bin ich ein ſchwerer Stein, den Sie für werthlos halten, aber doch recht gut zu verwenden wiſſen, als Brief— beſchwerer, um die leicht zu verwehenden Papierblätter Meß Geſchäftes zuſammen zu halten.

Numpler.

Pack er ſich zum Teufel! Ich hab jetzt ae ewigen ſalzigen Reden ſchon ſatt. 8 Alfred. Salzig? Und wenns fo iſt, iſt's meine Schuld? Sehen Sie, Herr von Rumpler, mir kömmt das Leben immer vor wie ein großer Speiſekaſten, in welchem mancherlei Gerichte ſtehen ſollten das nahrhafte Brot einer geſicherten Subſi— ſtenz, das friſche Obſt einer vergnügten Gegenwart, die ein— geſottenen ſüßen Früchte einer angenehmen Erinnerung und ein haltbarer Vorrath für die Zukunft; auch das Salz der Sorge muß dabei ſein, weil ohne deſſen Beimiſchung unſer Daſein der wahren Würze entbehren würde. Wem das Schickſal eine ſolche Vorrathskammer gibt, der kann wohl als gaſtfreier Wirth ſeine Gäſte mit Leckerbiſſen bedienen. = meine Speiſekammer aber hat ſich das Unglück als ein naſchhafter, diebiſcher Junge eingeſchlichen, und hat all den ſchmackhaften Vorrath aufgezehrt, das Salz allein ließ er zurück, und nun wundern Sie ſich, daß ich Sie mit nichts Kaiſer's Geld. 5 2

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andern bedienen kann? Gebt der Biene honigreiche Blät— ter, und fie wird ihren Stachel nicht zum Stechen verwen- den! Ich empfehle mich Ihnen. (Ab in die Seitenthüre.

Rumpler.

Haft du was von all dem G'red' verftanden? Ich nicht aber eine Biſſigkeit war's wieder auf jeden Fall. Aber wart nur! wenn einmal die Erbſchaft mein iſt, dann gib ich ohnehin mein G'ſchäft auf, und dann muß mir der Menſch zugleich mit der Makulatur fort aus'n Haus. Na ja, wann ich einmal kein' Nutzen mehr von ihm hab, nach: her iſt ja gar kein Grund mehr vorhanden, gegen ihn wohlthätig zu fein.

Fünfte Scene. Vorige. Elar a (ebenfalls in Trauer). & Lara.

Guten Worgeh Set! ich has se kaum gehofft, Sie

ſchon aufzufinden. N Numpler. | O es hat mich grad der faubre Mosje Alfred auf- gebracht. Ich muß dir ſagen, Clara, was mir der Menſch immer für Gift macht hätt' heut ſchon wieder aus der

2 Haut fahren können, wenn ich nicht ſo feſt drinn ſtecket. Ich behaupt, es gibt in der Natur gar keine dummere Einrichtung, als dieſe armen Anverwandten. .

Elara. Herr Vormund, ich bin auch eine arme Verwandte.

19 5 Numpler⸗

Na du das iſt ganz was anders, dich brauch ich nicht zu erhalten, dich hat die reiche Frau von Märzen als G'ſellſchafterin ang'nommen, und dann überhaupt, wenn der Alfred fo ein hübſches junges Maderl wär, wie du, ich glaub, ich könnt ihn auch beſſer leiden.

E lava.

Aber ich muß geſtehen, ich habe doch jetzt, wo ich öfter Ihre Tochter beſuche, den Alfred oft geſehen, und er ſcheint mir durchaus kein böſer Menſch zu fein, nur das Druͤckende ſeiner Lage macht ihn manchmal bitter.

Rumpler.

Aber ich bitt euch, reden wir jetzt nix mehr von dem Menſchen, das macht mich verdrießlich. Du kommſt wahr— ſcheinlich auch wegen der Teſtaments-Eröffnung her?

Elara. Ja, wel Sie mir ſagen ließen, daß alle Verwandte erſcheinen ſollen, ſo wollte ich nich fehlen, obwohl ich mit Beſtimmtheit weiß, daß ich nichts zu hoffen habe wir waren ja zu entfernt verwandt.

Mu mpler.

Du hoffſt nir zu erben? Macht nix rät gar nix wenn du auch nix erbft, ich hab dich deßwegen nur um fo lieber, (ger ſich) weil mir dann d'Erbſchaft um ſo g'wiſſer ganz allein bleibt. (laut fromm thuend) Man muß ſein Herz nicht an vergängliche Dinge hängen; und was iſt wohl vergänglicher als das Geld? Das iſt eine Moral, die ſogar die größten Lumpen anerkennen. Aber jetzt Kin: der, laßt uns zum Frühſtück geh'n. Überhaupt muß drin

f 2 *

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noch Alles herg'richt wer'n, damit die Verwandten doch nach der Teſtaments-Eröffnung ihr Leid vertrinken kön— nen; denn wenn man das Leid nicht vertrinket, man wußt

ja gar nicht, was man damit anfangen ſollt. (Führt beide ins Nebenzimmer.)

E Sechste Scene. Chriſoſtomus Tratſchberger

kommt in karikirter Trauerkleidung, Alles ſchwarz, ſogar der Hals⸗ kragenz von feinem Hufe hängt der Flor in einer langen Schleiſe 8 nieder.)

Li e d. Chriſoſtomus Tratſchberger das iſt mein Nam' Bin Solizitator, 's iſt ka Beſſerer z'ha'm,

Ein jeden Prozeß, die verwuzelſten G'ſchichten, 5 Wenn kein Anderer fo kann's g'wiß der Tratſchberger ſchlichten,

D'rum nennt mich fein’ 19000 Hand mein Advokat, Denn mir das is g'wiß mir is alles Pomad.

Und wenn ein Prozeß nit gewonnen wer'n kann,

Da fang ich halt gleich mit Erſtreckungen an,

Ich hab manchen Prozeß ſchon fo weit 'naus geſtreckt,

Bis der Tod die Parteien hat ſelber geſtreckt,

Dann gibts kan Recours mehr, dann ſeins ſicher ſtad', D'rum ſag ich, mir iſt einmal Alles Pomad.

Werd' ich mit ein' Reichen nur a bißl bekannt,

So ſag ich gleich, daß ich mit ihm bin verwandt;

Ich führ' meinen Stammbaum von Adams Zeit her, Beweis ihm, daß mein Blut grad das feinige wir. So erſchnapp' ich vielleicht noch ein tüchtig's Legat, Und wann ich Geld hab, nachher is mir gar Alles Pomad.

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Es gibt nur zwei Weg’, um glücklich zu werden; ent: weder muß man ſo entſetzlich dumm ſein, daß man den Schädel ſtatt ein' Mauerbrecher brauchen könnt und das uff, der ſicherſte Weg, denn dann verfolgt ein' das Glück völlig; oder man muß ſo gelehrt ſein, daß man das Glück für gar kein Glück mehr halt, ſondern in ſtoiſcher Gleich— giltigkeit ſeinen Magen über ſein Hirn vergißt und darin die höchſte Seligkeit find't, daß man alle Tag zwölf Folian— ten alter Gelehrſamkeit verſchluckt, und drei Rieß Papier mit neuer Gelehrſamkeit vollkleckſt.. Diefe beiden Wege zum Glück find mir verſpeert. Für's erſte kann ich mir nicht ſchmeicheln, die nöthigen Anlagen zu jener kompleten Dumm— heit zu beſitzen, die ein reſervirter Platz im Penſionat des Glücks iſt, und fürs zweite war mir der echte Gelehrten— ſtand von jeher zu fad. Ich hab nie begreifen können, wie ein Menſch ſich oft ganze Nacht hinhocken kann, um den Lauf der Geſtirne zu betrachten, zu berechnen, wie viel Sekunden ein Stern braucht, um ſich zu ſchneuzen, oder Hypotheſen aufzuſtellen, ob der Mond bewohnt iſt, und zu welchem Zweck die Millionen Welten über uns erſchaf— fen ſind. Ich weiß, daß der Mond und alle Sterne nur deßwegen da ſein, daß der Menſch ſich bei der Nacht nicht die Naſen anſtoßt; dieſe Wiſſenſchaft genügt mir, und ob der Mond bewohnt iſt, das geht mich ſchon gar nichts anz da möcht' ich eher eine Unterſuchung anſtellen, ob der Mond nicht vielleicht eßbar iſt na ja, ſo a hinters Viertl Mond müßt gar nit übel ſein.-Weil ich alfo ſchon micht ſel⸗ ber für das Glück geboren bin, fo hab ich mir einen andern Weg g'ſucht, nämlich den, vom Glück-Andrereazu leben und wie ein Schlingkraut ſich um jeden Baum zu zieh' n der noch gute Säfte hat, Dazu, 9 hört michtsals ein ſchar⸗

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22 fer Blick, der ohne Mikroskop ſogleich die Schwächen Anderer entdeckt; ferner Durchtriebenheit, Demuth eder Keckheit, je nachdem es grad die Umſtände verlangen, und vor allen eine Elaſticität des Geiſtes, daß man bald feſt daſteht wie ein Haslinger, und bald ſich biegt wie ein ſpaniſches Röhrl. Alles das zuſammen gibt das Lichtl zu dem Schröpfkopf, den man an die fetten Buckel der Glück— lichen anſetzt, um ihre Säfte abzuzapfen.

Siebente Scene.

Voriger. Doctor Queck. Herr von Flitter, (Beide letztere ebenfalls in Trauer.) Tratſchberger

(ihm ſubmiß entgegen tretend)

Ah, Herr Doktor, servus humilissimus! Herr von Flitter, ganz ergebenſter Diener! Sein Sie beide ſchon da? freut mich, daß Sie beide ſchon da ſind weiß ſchon warum Teſtaments-Eröffnung beide verwandt mit dem Teſtamentator, gratulir im Vorhinein.

litter (ihn betrachtend). 8 Ba ha, ha! wie fehen denn Sie aus, Gerl Tratſch⸗ berger.

Drag ſchber ger :

Trauer allertiefſte Trauer. Ich bin heut in zweiers lei Qualitäten hier: erſtens bin ich Ai mit dem Verſtor⸗ benen verwandt. B

Flitter.

Was, Sie verwandt?

23 i Tratſchberger.

Na, ob! Der Selige hats auch kaum glauben wollen, aber 's iſt doch ſo notabene ſehr nahe meiner Groß—⸗ mutter ihre Ahnel hat einen Vetter g'habt, deſſen ältere Tochter einen Mann g'habt hat, deſſen Frau Mahm die Schweſter von dem Sohn des Schwagers einer Groß⸗ mutter des Verſtorbenen war die Verwandtſchaft liegt klar am Tag. | Flitter

(lachend).

Ha, ha, ha! Nun, wenn Ihr Erbtheil ſo nahe liegt als Ihre Verwandtſchaft, ſo müſſen Sie eine Reiſe um die Welt machen, um es zu finden. Und die zweite Qua: lität? E f

= 4 Tratſchberger. i Fürs zweite bin ich Solicitator und Ammanuenſis des

Advokaten Scharf, in deſſen Händen das Teſtament iſt,

und werde ihm bei der Function behilflich ſein. Aueck. Was iſt denn bei der ganzen Verhandlung ein Am—

manuenſis nöthig? Es iſt ja nichts zu thun, als das Te— ſtament laut und elara voce vorzuleſen; kann das der Ad—

vokat nicht, fo könnte es eben fo gut jeder von uns Merz

wandten.

Tratſchberger. Erlauben Sie, Herr Doktor, von den Verwandten könnte das vielleicht keiner; denn wenn das Teſtament juſt

nicht nach ſein Wunſch wär', gingen ihm d'Augen über und dann wär's mit'n Leſen ſchon gar.

24 Qu e ck (lachend).

N Ja, und das dürfte wohl bei fo manchem der Anver- wandten der Fall ſein, ha, ha, ha!

Flitte 1.

S. wohl! ha, ha, ha!

Dratſchberger (für ſich).

Mir ſcheint, das G'lächter gilt mir das koſt ein Retourhieb. (laut) Ja wohl, ha, ha, ha! Aber Sie, Herr Doctor, kann das auf keinen Fall treffen; wenn er Ihnen nichts vermacht hätt', das wär im höchſten Grad undankbar; denn Sie haben ihn ja lange Zeit während ſei— ner Krankheit behandelt, und nur dieſer ausgezeichneten Behandlung hat er's zu danken, daß er überhaupt zum Teſtamentmachen kommen iſt. Alſo nochmals: ha, ha, ha! (qũt ſich) Da haft Eine!

Qn eck (entrüſtet). 2. was fpricht er da?

Tratſchberger.

Na ja, Sie haben ja an ihm die neue ebener längerungsmethod probirt, und grad wie dieſe Lebensver- längerungsmethod hat recht zum wirken ang'fangen, ftirbt . er! ja, wenn ſolche malöriſche Zufaͤlle in den Weg. treten, da kann die beſte Kur nit angreifen.

25 Achte Scene.

Vorige. Rumpler kommt mit Louiſe und Elara aus n dem Seitenzimmer. Numpler. 2 Ich hör' da reden ah, meine wertheſten Herrn Vettern! ſo ſchmerzlich auch die Urſach iſt, die Sie heut in mein Haus führt, ſo freuts mich doch unendlich, Sie alle bei mir zu ſehen. (für ſich) Ich wollt', der Teuxel ho: lets Alle miteinander.

Queck.

Je nun, traurig iſt der Fall wohl, aber man muß

ſich zu faſſen wiſſen. Mors comunis sors! Dratſchberger.

Na ja, den Herrn Doctor kann ein Todtenfall nicht fo ſtark angreifen; bei feiner ausgebreiteten Praxis g'wöhnt er ſich ſchon dran. (für ſich) Ha, jedes Wort ein Dolch!

Numpler.

Es freut mich beſonders, daß Sie alle meinen Rath ang'nommen haben, und in Trauer kommen. Es wär wohl eigentlich nicht nöthig, da der Verſtorbene nicht hier ge— ſtorben iſt, aber der Anſtand fordert es, und gewiß, er hat es um uns verdient. (wieder das Sacktuch heraus ziehend) Er war gar ein vortrefflicher Menſch.

Tratſchberger. | {

Ja, wie Sie ſehen, bin ich auch in allertiefſter, kohl— pechrabenſchwärzeſter Trauer; bei mir iſt Alles ſchwarz. Kür ſich) Sogar mein Geldbeutel. (aut) Ich hab heut in meiner Tabaksdoſen ſtatt mein 9 wöhnlichen Rappée ein

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ſchwarzgebeizten Tabak; zum Frühſtück hab ich ſtatt mei— ner Melange ein. Schwarzen trunken, und wenn ich jetzt heirathen müßt, ich könnt vor lauter Trauer gar keine andere zur Braut nehmen, als eine Mohrin.

Flitter. (iſt i deß zu den beiden Damen getreten und hat Louiſen die Hand

geküßt).

Mein Fräulein, wie herrlich Sie das Schwarz Flei-

det! Wirklich, man glaubt eine Juna nocturna, eine Göt⸗ tin der Nacht vor ſich zu ſehen.

Num pl et (Hinzufretend).

Ich bitte jetzt alle Kemlimenter und Kourfchneidereien bei Seite zu ſetzen, der Tag iſt zu ernſthaft. Eu Leuiſe leiſe) Hab' ich dir nicht g'ſagt, daß es jetzt mit dem nichts mehr iſt. Mach ein traurigs G'ſicht, das macht ſich in— treſſant. (aut) Ja, wie e g ſagt, ein überaus vortrefflicher Mann.

Dratſchberger.

Das iſt eigentlich Jeder, wann er einmal todt iſt. Da iſt jeder ein recht braver Mann g'weſen, wenn man ihn auch früher nit hat leiden können; 's kommt mir grad fo vor, wie mit Künſtlern, beim Leben laßt man's verhun— gern und nach'n Tod verewigt man's durch Monumente. So ein Monument wurd oft höher als eine ägyptiſche Piramid'n, wann man's aus allen den Steinen erbauen wollt, die man bei Lebzeiten nach ihnen g'worfen hat.

Numpler,

Na, uns kann dieſer Vorwurf nicht treffen; wir ha— ben ihm immer alles Gute und Liebe gethan, und es thut

27 mir bei der Gelegenheit wohl mich dran erinnern zu kön⸗ nen, alle Jahr hab, ich ihm hundert Plutzer Mineral: N g'ſchickt.

Qu eck.

Und ich hab ich ihm nicht, wie er auf ſeinem Gut gelebt hat, immer noch die Medicamenten, die ich ſelbſt bereitet habe, nachgeſchickt, weil ich doch den hieſigen Platz meiner übrigen Patienten wegen nicht verlaſſen konnte?

Dratſchberger.

Warum nicht? Da hätten ſich doch 00 ßend Ihrer Abweſenheit Ihre Patienten erholen können.

| Flitter.

Und ich, ich habe gewußt, daß der Mann die Zei— tungen gerne leſe, ich habe ihm wöchentlich alle hier er— e enden Journale zugeſchickt.

| Tratſchberger.

Na, und ich erſt er hat gar nit g'wußt, daß ich ſein Verwandter bin und ich hab ihn auf dieſe wichtige Entdeckung hingeführt, hab eigens ein neuen Stamm— baum malen laſſen.

M umpler.

Na, Ihr Stammbaum muß ja ſehr weit zurück geh'n ich glaub, einem Ihrer Ahnen hat ſchon Noah das Leben gerettet. | | Stratjieberger,

So? bei welcher Gelegenheit?

Numpler. i Na, vor der Sündflath, wie's der Noah paarweis in ſein Schiff g'führt hat, damit die Geſchlechter nicht

28

ausſterben da war, glaub ich, Einer Ihrer e auch drunter.

Ueunte Scene. Vorige. Alfred. Alfred (kommt haſtig herein). Ah, hier treffe ich Sie ja alle meine Verwandten ich werde alſo Gewährung meiner Bitte finden.

Numpler. | Bitte? Was gibts wieder für eine Bettlerei? Alfred.

Ja, ich bettle heute, und ſchäme mich icht, es zu geſtehen. An Sie u Rumpler) richte ich zuerſt meine Bitte.

Humpler. So? Ich dank recht ſchön für den Vorzug. Alfred Ein alter Invalide, ein Jugendfreund meines Wa: ters, der mit ihm oft ſein letztes Stück Commisbrot ge— theilt, »der auf dem Schlachtfelde feine Wunden verband, der, als mein Vater in einem Gehölze verlaſſen ſtarb, der Einzige bei ihm blieb und ſeine Augen zudrückke, dieſer Mann, an einer ſchweren Krankheit darniederliegend, ohne Hilfe und ohne Mittel, ſich dieſe zu verfchaffer ,s ſchickt heute zum erſtenmale zu mir, um meine Hilfe bittend. Herr von Rumpler, Sie wiſſen, ich habe nie von Ihnen einen Lohn begehrt, geben Sie mir zehn Thaler Sie

29 ſollen mir auch dieß nicht ſchenken, nur leihen, ich will es durch doppelten Fleiß abzahlen leihen Sie mir nur dieſe zehn Thaler für den armen Invaliden.

NRumpler. Zehn Thaler En Verlegenheit) Silberthaler? Er weiß, ich bin ſehr wohlthätig ich ich werd mir's überlegen, bis morgen übermorgen mein Kopf iſt

jetzt ganz voll von Geſchäften hab noch eine Menge herzurichten heute hab ich keine Zeit alſo nur Ge— duld, ich werd ſchon was thun für ihn. Kür ſich) Ewige Bettlerei das was geht mich der Invalid an? blickt in das Seitenzimmer) Aber Saperlot! die ſtellen mir den Tiſch wieder ganz unrecht überall muß man ſelber dabei ſein. (indem er ſchnell abgeht, hingeworfen zu Alfred) Alſo vielleicht bis übermorgen. (Ab ins Seitenzimmer.) ö 8 f

Draſchberger.

Recht! laſſen wir den Mann derweil verhungern, bis der Herr von Rumpler Zeit hat. er, Alfred

(empört).

Eine fo geringe Bitte und abgeſchlagen O! was reden doch die Menſchen immer prahlend von ihrem Herzen !Iſt doch dieß bei allen nichts mehr als der Hafen, in den ſich ihre Adern einmünden, und alles, was ſie von Gefühl, von Regungen des Herzens ſchwärmen, eine Fabel, eben ſo wenig wahr als das Vorhandenſein der Geiſter in einem Bergſchacht. 8 Aber dem armen Mann muß doch 1 geholfen werden.“

3 litter. Freilich, freilich, dem muß geholfen werden.

30 i Alfred Greudig).

Fühlen Sie dieß, Herr von Seien Wellen Sie mir das Geld leihen?

Flitter.

Nein, nein, ich meine nur die Armenkaſſa muß ihn helfen, die Armenkaſſa, Freund Alfred! Man muß da den Geſchäftsweg, und die einmal eingeführte Ordnung. nicht ſtören; wenden Sie ſich nur an den betreffenden Armen— vater, und wenn dieſer ſich weigert, ſo bleibt einem Manne von Feſtigkeit und Charakter nichts anders übrig, als eben dadurch die Armen der Armenkaſſa gleichſam aufzuzwingen, daß er den Armen nichts gibt. Doch ich ſehe, das Frühſtück wird ſchon aufgetragen, adieu Alfred! (ebenfalls ab.)

Alfred Gu Queck). ;

Aber Sie Herr Doktor, Sie find ein wohlhabender Mann, verſagen Sie mir den Liebesdienſt nicht. Der Mann, der mit meinem Vater ſein letztes Brot theilte, ſoll der jetzt Hunger leiden?

Queck.

Pah! pah! Ich gebe nichts. Geld an Hungerleidende verſchwenden, heißt nichts weiter, als der e e Vorſchub leiſten. Gb)

Dratſchberger 8 zu Alfred).

Mosje Alfred! Ich ſteh' mit Vergnügen zu Dienften, wenn ich einmal zehn Thaler zu viel hab gegenwärtig kann ich nichts thun; wenn aber der Invalid einmal ein Prozeß führen will, bin ich bereit, mein Möglichſtes zu

31

thun. Aber das Wort: Prozeß erinnert mich eben an den Verdauungsprozeß, und dieſen will ich ſogleich durch Ein— nahme des Frühſtücks zu beſchleunigen ſuchen. Gb.) Louiſe (für ſich, ihre Geldbörſe betrachtend).

Hm! ich hätt' wohl das Geld aber der Papa halt mich ſo knapp, und dann ſoll ich heut noch die Trauerhaube bezahlen (tet die Börſe wieder ein.) Alfred, wo wohnt der alte Invalide? s f

Alfred (zieht die Brieftaſche, und ſchreibt die Adreſſe auf, für ſich).

Ha! ſie hat doch bei all ihren Schwächen ein beſſeres Herz als ihr Vater. (ihr die Adreſſe gebend) Hier! Ach, Louiſe! ich würde gewiß nicht ſo betteln; aber der Mann hat meinem Vater die Augen zugedrückt.

Louiſe (liest). Mertenſraße, das letzte Haus Nr. 16, zu ebner Erde. Clara (leiſe zu ihr). Gelt Louiſe, du wirſt ſeine Bitte erfüllen? | Louiſe.

Ich will für den armen Mann ſorgen. (ieife) Sobald 5 ich die Erbſchaft hab.

| 7 Numpler

(im Nebenzimmer rufend).

Louiſe, 's Frühſtück iſt aufgetragen.

Louiſe. e e (Ab.)

Zehnte Scene. Alfred. Elara.

Alfred (ſteht in düſtere Gedanken verfunken).

Ha, ha, ha! eitler Stolz! da pochte ich immer auf meine Kenntniſſe, wollte trotzen, wollte nie mich zu einer Bitte erniedrigen, wollte das Bewußtſein bewahren, daß meine Leiſtungen größer ſind als mein Lohn, und doch doch mußte ich heute um elende 10 Thaler betteln! O jetzt fühl' ich den Fluch der Armuth; ihr Stolz kann zwar eine Rüſtung für die eigne Bruſt ſein, aber dieſer Stolz hat Weinen Schild, um Andere damit zu decken.

Elara Eu ihm tretend).

Alfred, glauben Sie mir, mir blutete das Herz, als ich ſah, wie Sie von Ihren Verwandten behandelt wur— den; aber ich begreife Sie nicht, Sie ſind doch ein ſo viel— ſeitig gebildeter Menſch, daß Sie ſich keinen beſſern, ein— träglichern Platz ſuchen. ö

f Alfred.

O ich hätte ſolche Plätze gefunden, ohne ſie zu ehe fie find mir angeboten worden. Gieht Briefe aus der Taſche) Sehen Sie, hier eine Aufforderung, eine Stelle in einer der erſten Buchhandlungen Leipzigs anzunehmen hier werde ich als Geſchäftsführer nach Dresden berufen, und hier ein ſehr vortheilhafter Contract nach Hamburg, den ich nur unterſchreiben dürfte lauter Stellen, die einen ledigen Mann recht wohl ernähren würden.

33 Elara. | Und Sie nehmen fie nicht an? Ich begreife Sie nicht.

N Alfred. Sie begreifen mich nicht? Clara! wäre es Ihnen lieb, wenn ich von hier fortginge? ü

Elara. Wenn es zu Ihrem Wohl wäre, gewiß.

i Alfred. \

Zu meinem Wohl! Ach, können Sie ſich eine ſchöne Gegend denken ohne Sonnen- oder Mondenlicht h. Der prächtigſte Garten mit all ſeinen Bäumen und Blüten hat keinen Reiz, wenn nur das ſchaurige Dunkel einer ſternen— loſen Nacht ſich über ihn breitet.

Elara.

Ich verſtehe Sie nicht.

Alfred.

Clara! follten Sie noch nicht errathen haben, wer meine Sonne iſt ſollten Sie noch nie geahnt haben, warum ich hier, nur hier ſo gerne weile, um weßenwillen ich die laſtende Knechtſchaft dieſes Hauſes erdulde? Das Thorengeſchwätz, das Miethlingshohnlächeln, das ärm— liche Brot, welches ich durch Mühſeligkeiten erkaufe, die mir zu edleren Zwecken verhelfen könnten? O ich habe lange ſchon gewünſcht, nur Einmal alleiy mit Ihnen ſpre—

chen zu können jetzt iſt die Gelegenheit dazu, jetzt muß mein Herz fein Schweigen brechen, Ja, nur um Sie zu ſehen, um öfter in Ihrer Nähe zu ſein, darum bin ich hier, litt und duldete hier. O Clara! wir find beide ver— waist, beide freundlos o wenden Sie ſich nicht ab, Kaiſer's Geld. | 8

34

meine Seele 1 67 aus meinen Worten Clara, > liebe Sie! Clara (anfangs verlegen).

Alfred! Sie doch nein, nein! reden Sie nicht fo, ich bitte Sie; und deßwegen wollten Sie ſich ſelbſt die Zukunft rauben? O denken Sie nicht daran, es wäre Wahnſinn!

Alfred.

O nicht Wahnſinn. Hören Sie mich an. Es iſt wahr, ich bin arm, ſehr arm; aber ich habe ein glühendes Herz, eine Ausdauer von Eiſen, ich beſitze Kenntniſſe, fühle Jugendkraft in mir, und meine Liebe zu Ihnen verleiht mir Ehrgeiz. Ich ließ bisher meine Kräfte unbenutzt, denn ich verachtete Alles, bis ich Sie liebte. Aber wenn ich wüßte, daß es Ihren Beſitz gilt, daß ich Ihre Schritte unterſtützen, Ihren Pfad ebnen dürfte, gewiß ich würde auch hier mir noch eine Stellung ſichern, die Ihrer wür— dig wäre. O ziehen Sie Ihre Hand nicht zurück, dieſe Hand! ſoll ich nicht hoffen dürfen, ſie einſt mein zu nennen?

1

Clara,

Alfred, ich bitte Sie, hören Sie mich ruhig an. So wie Sie, hat ſchon mancher in der erſten Jugendglut ge ſprochen, ſo Mancher hat durch das Perſpektiv der Liebe ein Paradies vor ſich geſehen, das er nie erreichen konnte. Sie find ein junger Mann, der gewiß ſich allein anſtän— dig wird forthelfen können aber denken Sie ſich jetzt; eine Ehe, eine Verbindung mit einem Weſen, das Ihnen nichts, gar nichts zubringen kann zudenken Sie ſich eine Ehe der Entbehrung, der Dürftigkeit, reich an Tagen, von denen jeder ſeinen Nachfolger fürchten muß. O beur⸗

\

\ . 35 theilen Sie mich nicht falſch! ich verlange gewiß kein Le: ben voll Überfluß, aber ich habe ſchon ſolche Ehen geſehen, und weiß, daß die Liebe ein ſcheues Weſen iſt, das, ſobald nur die Dürftigkeit anklopft, auf und davon fliegt Darum, ich bitte Sie, reden Sie nicht mehr von dieſer Liebe es hieße nur, uns beide verblenden. Alfred. Nicht mehr nicht mehr von Liebe? (mit Bitterkeit) Und bloß darum nicht, weil ich arm bin!

Elara. Und weil ich es auch bin. 15 Alfred. - O genug, genug, ich brauche weiter nichts zu hören ha ha ha! Wie konnte ich auch Gegenliebe hoffen, ich, den von Jugend auf nur das Unglück liebte, deſſen Ge— müth grämlich ward, den Niemand lieben kann!

C lar a - (wehmüthig). Alfred! | Alfred. Mein Fräulein? Clara. Verkennen Sie mich nicht. Alfred

O te weiter mehr! Einmal frage ich Sie noch, Clara, zum letztenmale darf ich auf Gegenliebe hoffen?

Clara 4 feſt). Nein um Ihretwillen nein!

36

Alfred.

Nun wohl ganz wohl! Zwar ſchmeichelte ich mir bisher, Beweiſe zu haben, daß ich Ihnen nicht gleichgül— tig ſei ich ſah letzthin, als ich Ihnen eine Roſe reichte, wie Sie, ſich unbemerkt glaubend, ſie an Ihre Lippen drückten, wie Ihr Auge feucht wurde doch ich ſehe, meine eigenen Augen haben mir ein Mährchen erzählt. Ha ha ha! gehen Sie doch hinein zu den übrigen werthen Verwandten, erzählen Sie ihnen den Schwank, machen Sie ſich luſtig über den einfältigen Gecken, der ſich ver- maß, um Ihre Gunſt zu buhlen und dann heute wird ja das Teſtament eröffnet, ſämmtliche männliche Er— ben ſind ledig oder Witwer ſuchen Sie ſich den aus, der den größten Theil der Erbſchaft erhält, wenn er auch häßlich vom Geſicht oder noch häßlicher vom Charakter iſt, gleichviel, wenn er nur Geld, nur Geld hat. Leben Sie wohl, mein Fräulein! eilt ab.)

Clara (ihm betrübt nachſehend). Armer, armer Alfred! ach Gott, wenn er mir ins Herz ſehen könnte und doch es wäre ja die erbärm— lichſte Liebe, wenn ich für ein paar glückliche Augenblicke

fein ganzes Lebensglück vernichten wollte. Armer Alfred!

überall bittet er umſonſt hier um ein Herz, das ich ihm nicht geben darf dort um Geld, was ſie ihm nicht geben wollen. Aber nein, nein! darum ſoll er nicht ver- gebens gebeten haben Gieht ein Brieftäſchchen aus dem Buſen) Es iſt zwar mein Letztes, aber ich wills dem Invaliden ſchicken meine Schrift kennt er nicht (est ſich zum Zifche und ſchreibt) Die Adreſſe habe ich mir gemerkt. (feht auf) So und jetzt ſchicke ichs durch einen Boten hin

) 8 37 er wird zwar nie erfahren, daß es von mir kommt, aber doch wird er noch an ein Herz glauben, das nicht taub für ſeine Bitten iſt, und das iſt in ſeiner Lage auch ein Troſt. 26)

g Y Eilfte Scene. Doctor Scharf und Alfred a (kommen durch die Mittelthür). Alfred. g Hier, Herr Doctor, iſt der Saal, in welchem ſich ſämmtliche Familienglieder verſammeln werden. Scharf. Wollen Sie mich gefälligſt Herrn v. Rumpler melden? Alfred. Sogleich. lab in die Seitenthürg g Scharf i (ich im Zimmer umſehend) Da ſieht es ja ganz fürchterlich aus tiefe Trauer rings umher! Erben kommen mir immer vor wie Bräute, ſie weinen Beide nur der Welt zu Liebe, und ihre Thrä— nen ſind bald geſtillt.

2 *

Zwölfte Scene.

Scharf. Rumpler. Louiſe. Elara. Queck. Flitter. Tratſchberger. Alfred

(kommen aus der

Rumpler

Ah, Herr Doctor! iſt mir eine Ehre wir 1 1 50 Sie Alle ſchon ſehnlichſt erwartet; 's iſt zwar eine ſehr

38

betrübende Angelegenheit, etwas was das Herz ungeheuer angreift, wenn man bedenkt, daß das die letzten Worte ſein, die der von uns allen Betrauerte an uns richt' aber ich hoff', mein Herz wird ſo ſtark ſein, bei dieſem Gedanken noch nicht zu brechen.

Tratſchberger.

Es iſt noch gut, daß wir eben eine Herzſtärkung zu“ uns genommen haben. Wir habens mit unſern Herzen wie die Binder mit den Schaffeln g macht, wir habens einge— dechtelt, damit' s nit ſpringen.

Numpler. a Ich bitt mir aus, ſammtliche Bemerkungen fowohl - jetzt als beim Vorleſen des Teſtaments zu unterdrucken. Bedenken Sie allerſeits den Anſtand.

Scharf (ſeine Papiere öffnend).

Sind nach dem Wunſche des Teſtators ſaͤmmtliche

Verwandte zugegen? Numpler.

Sämmtliche, ganz nach dem Wunſche des erblaßten Erblaſſers. (leiſe zu Louiſe) Der Alfred gift mich, wann ich ihn anſchau; er hat nit amal an ſchwarzen Frack, er ſchaut mit fein’ blauen Glüftl unter uns grad wie a Blaumaſen unter Raben aus, (aut zu den Übrigep) Darf ich nicht bitten Platz zu nehmen. (führt Scharf zu dem in dev, Mitte ſtehenden _ Tiſch) Ich bitt recht ſehr Gus den Andern, auf die ringsum ſtehenden Stühle deutend) Bitt, Sans gene (geht W zu dem an der Rückwand hängenden Bilde und zieht den: Vorhang weg) Hier, meine Herren, hier iſt das Bild unſers allbe— trauerten Freundes. 5

39 Dratſchberger. b

O Gott! da haben ſie ihn aufg'hängt! Hätt' ich das g'wußt, das wär ſo a gute Gelegenheit zu einer Trauer— red' g'weſen. N

NRumpler.

Zu was Reden? es ſprechen unſere Thränen. Gieht das Sacktuch heraus, und hält es vor die Augen, dann leiſe zu Louiſen) s Schnupftüchel vor die Augen!

Louiſe

(bedeckt ſich das Geſicht mit dem Sacktuch). LCulle übrigen außer Clara und Alfred folgen dieſem Beiſpiele.) DTratſchberger (ein großes ſchwarzes, aber zerriſſenes Tuch hervorziehend).

Ach; ich hab ſchon fo viel g'weint, daß mein Tuch ſchon dadurch angriffen iſt.

(Alle haben ſich bereits geſetzt, außer Alfred, für welchen kein Stuhl vorhanden iſt, und der ſich an Flitters Stuhl lehnt Numpler,

Alſo Silentium! (Sämmtliche Verwandte figen in der ges ſpannteſten Aufmerkſamkeit.)

Scharf I (erbricht das Teſtament). 3 Numpler. N Still, jetzt kommts! Scharf (leſend)

»Ich, Friedrich Jakob Monfeld, gegenwärtig auf meinem Gute zu Rollingshauſen, der ich am heutigen Tage bei vollkommen geſundem Verſtande, jedoch kranken

40

Körper mich befinde, vermache und hinterlaſſe durch Ge—

genwärtiges: Erſtens: Meinem Vetter Karl Flitter —“ (Allgemeine Aufregung)

S ch arf „Welcher fortwährend die Aufmerkſamkeit hatte, mir alle Journale durch Poſt zu ſenden, obgleich ich ſelbe nie verlangte, den Betrag derſelben nach Abzug des Poſtpor— tos, das er jedesmal zu berichtigen vergaß, im Ganzen alſo die Summe von 48 fl. 32 kr. Münze.“

Flitter. Wie? Was? 48 fl. weiter nichts? Der Teufel hol' den alten Geizhals!

Numpler. Anſtand! Anſtand! Ich bitt nur fortzufahren. Gu Louiſen leiſe) Abbrandler Nr. 1. f Scharf „Zweitens: Dem Herrn Doktor Queck, ebenfalls meinem Vetter, welcher mich lange Zeit durch ſeine ver— fehlte Kur marterte, vermache ich ſämmtliche Recepte und die noch übrige Flaſche voll von ſeiner neuerfundenen Lebens— verlängerungs-Medicin. Ich habe ſie verſucht und be— währt gefunden, denn ſie verhilft wirklich zu einem ewi— gen Leben. 5 Au eck. Ha, armſeliger Witz gemein, ſehr gemein! Numpler. Still! Anſtand, meine Herrn! Nur weiter. Gu Louiſen) Abbrandler Nr. 2.

41 Scharf.

»Drittens: Herrn Tratſchberger, Sade der mir immer beweiſen wollte, mit mir verwandt zu ſeyn, vermache ich meinen Familienſtammbaum, er wird dar— aus am beſten erſehen können, daß er mit mir nicht ver— wandt ſei.“ i

Dratſchberger (den Flor von ſeinem Hute reißend).

Ha! dieſe Impertinenz! Er verdient es gar nicht,

mit mir verwandt zu ſein. ah

RNumpler (ärgerlich). Aber jetzt werden die Unterbrechungen ſchon zu arg! Anſtand, meine Herren! Gu Louiſe) Abbrandler Nr. 3.

Scharf „Viertens: Dem Herrn Rumpler —«

N u mpler. Ah, jetzt wirds intereſſant!

Scharf.

„Welcher ſich dadurch eine Erbſchaft ſichern wollte, daß er mir jährlich 100 Plutzer Mineralwäſſer ſchickte, ſoll dieſe Erbſchaft nicht entgehen und ich vermache ihm daher alle leeren Plutzer.«

Numpler⸗ f \

Was? mir mir leere Plutzer Ha, der Un⸗ dankbare! Ich werf' ſein Bild in den Ofen.“ f

Alle Verwandte. Anſtand! Anſtand! Nur weiter!

42 S ch at f+ »Fünftens! Meiner Nichte Louiſe Rumpler —“

Numpler. Aha, der wird ers vermachen Scharf „Weil ich ſelbe aus der Taufe gehoben, ein Legat von 10.000 fl.; dies iſt für ein unverehlichtes Frauenzimmer hinreichend, und ich will ſie vor dem Unglücke bewahren, nur um des Geldes wegen gefreit zu werden.

Numpler. Was, nur 10,000 fl.? Ja was fangt denn der alte Narr mit all ſein' Geld an? 8 Alle Verwandte. Anſtand! Anſtand!

Rumpler. Hol Euch der Teufel mit Eurem Anſtand! Ich bin lang g'nug am Anſtand g'weſen, ohne was zu erjagen. Scharf. N »Wir ſind gleich zu Ende, belieben Sie mich ruhig anzuhören! (eſend) Vorbehältlich obiger Legate vermache ich mein Geſammtvermögen in baarem Gelde, Schuld— ſcheinen, Staatspapieren, ferner alle meine Güter und Beſitzungen ſammt allen darin befindlichen Effekten a. Alfred Mallberg (Allgemeines Erſtaunen⸗)

Scharf

(weiterleſe nd),

„Indem derfelbe der Arınfte unter allen meinen 1 wandten iſt, und ſich doch nie herabgewürdigt hat, eine

43 Erbſchaft zu erſchleichen. Er war der Einzige, welcher mir ſtets Wahrheit ſprach; ich glaube daher durch dieſe meine letzte Willensmeinung, allen meinen Verwandten begreiflich zu machen, daß ich ſie durchſchaut habe und nicht der ſchwache Mann geweſen ſei, deſſen. Wille ſich durch nz: erbärmlichen Kriechereien lenken ließ.“

Rumpler. Alle Wetter! der Alfred Jetzt heißts umſatteln.

(Alfred iſt bei der ihm mitgetheilten Nachricht zwar überraſcht ges weſen, ohne jedoch ſeine Feſtigkeit zu verlieren. Er ſteht aufrecht und hat feine Blicke auf Claren geheftet.)

Elara

(ſteht mit zu Boden geſchlagenen Augen). un

Scharf (weiterleſend).

»Ich hoffe, daß Alfred das geerbte Vermögen wohl an⸗ wenden werde, denn ſein künftiges wahres Glück ſoll der einzige Dauk ſein, den er mir im Grabe zollt. Eben dieſe Sorge für ſein Glück beſtimmt mich zu der Bedin— gung, daß er, wenn er ſich eine Braut wählen ſollte, erſt ein halbes Jahr nach ihrer Zuſage ſich vermälen ſolle, um nicht, wie es die raſche Jugend pflegt, durch eine übereilte Verbin—

dung fein Glück zu untergraben. unit den übrigen aufſtehend)

Und nun, Hr. v. Mallberg, habe ich Ihnen Glück zu wün— ſchen zu dem ungeheuren Vermögen, welches beinahe auf eine Million angeſchlagen wird. Zugleich liegt hier ein Brief von dem Verſtorbenen bei, den Sie gelegentlich ei- genhändig zu erbrechen belieben, (überreicht ihm den Brief.).

Alle (außer Clara und Louiſe drängen ſich an Alfred).

44

1 Flitt er. Theuerſter Vetter Dratſchberger. Euer Excellenz! Queck. Optime amice et cognate! Alle (durcheinander). Wir gratuliren! Bewahren Sie uns Ihre Freund⸗

ſchaft! Num pler (leiſe zu Louiſe).

ee. e jezt heißts gute Miene zum böſen Spiel ma⸗ . chen. Buiiliiin e och ar ber Erb⸗ 2 ſchaft Theil z 57050 er fe eine ungeheure Partie.

. (ebenfalls auf Alfred zugehend) Liebſter, beſter Vetter! wirklich GER Dir, Dir ganz allein vergönn' ich die Erbſchaft na, wir

bleiben die Alten. (umarmt und küßt ihn.) Louiſe (ebenfalls zu ihm tretend). Vetter! meinen herzlichſten Glückwunſch! Alfred Kur fc). Und nur ſie, nur Clara bleibt ſtumm! Scharf. Hr. v. Mallberg, Sie werden einen Geſchäftsführer nöthig haben, ich empfehle Ihnen meine Kanzlei. Numpler.

Rix da! mein Alfrederl war immer bei mir wie's Kind vom Haus, ich thu Alles für ihn, Alles!

45 Alfred Nun, meine Herren, weil ich das Geld doch heute noch nicht beziehen kann, wer gibt mir 10 Thaler für den armen Invaliden? (hält die Hand hin.) . Alle. Mit tauſend Freuden!

(Während Alle ihre Brieftaſchen und Börſen Herbe hen, fällt der Vorhang.)

Ende des erſten Actes.

| . Sy) weiter abet.

N)

Garten-Salon in Alfred's Palais, im Hintergrunde offen und die Ausſicht in einen geſchmackvollen, mit vielen Lampen beleuchteten Garten biethend. Alles zeigt von höchſter Prachtliebe.

Erſte Scene.

Eine Menge Gäſte, theils mit, theils ohne Masken 9950 im Salon und Garten auf und nieder, vom Garten her tönt eine rauſchende Muſik. (Rumpler in Domino, einen dreieckigen Hut auf dem Kopfe, und Louiſe als Veſtalin maskirt kommen in den Salon.) Mumpler 5 5 (die Larve abnehmend). i Luiſerl, jetzt beobacht' uns Niemand, fag mir, kannſt du denn zu dir kommen? Ich nit! auf Ehr', ich bin heut für mich ſelber nicht zu Haus diefe Pracht die ſer a Luiſerl, ich bitt dich, ich bin ganz da⸗

miſch ſo feiert der Alfred ſeinen Geburtstag. 8

warum iſt dieſer Menſch nur einmal im Jahr geboren,

warum hat er nicht wenigſtens alle Monat einmal fein’ 2

Geburtstag! Louiſe.

Ja, Vater, ich muß Ihnen ſagen, ich bin auch ganz verblend't, und der Alfred ſelbſt kommt mir mitten in der Pracht ganz anders vor, als früher, wie er noch in un— ſerm Bücherladen g'ſtanden iſt.

. 47 NRumpler. Ganz natürlich, in einem Palais nimmt ſich ein tenfch ganz anders aus. Es iſt grad fo, wie die nämliche Suppen ganz anders ſchmeckt, je nachdem mans mit einem Silberlöffel oder mit einem Holzlöffel ißt. Sag mir Louiſe, du meine einzige Tochter, fühlſt du nicht ſo eine gwiſſe kitzelnde Seligkeits-Ahnung, wenn du bedenkſt, daß Alles, Alles was du da ſiehſt, und noch viel mehr, einmal ganz dein Eigenthum ſein könnt, wenn Loui ſe k(feufzend).

Ja wenn wenn er nur wollte; ich will gern jeden andern Gedanken aufgeben, obwohl der Herr von Flitter mir noch immer ganz ernſthaft den Hof macht.

Numpler.

Nutzt ihm nichts, nutzt ihm Alles nichts. Der Mond ſteigt auch alle Tage um die Erd'n herum, aber d'Erd' iſt ein vernünftig's Frauenzimmer, ſie laßt ſich von ihm recht ſchwärmeriſch anſchaun, aber ſie bleibt kalt für ihn und dreht ſich immer nur der Sonne zu, weil die ihr eine glänzende Ausſicht biethet.“ Alſo ſei g'ſcheidt, wirf alle deine Netz' nach dem Goldfiſch aus, ſchau daß du ihn fangſt; denn ich geb dir zu gar keiner andern Verbindung meinen Segen.

Zweite Scene.

Vorige. Tratfihberger,

Dratſchberger

(kommt in komiſcher Maske, jedoch die Larve in den Händen tragend, aus dem Garten und hüpft auf Louiſen zu, mit verſtellter Stimme):

Schöne Maske, ich kenne dich!

48 Louiſe (lachend). Ha ha ha, und glauben Sie, ich kenn Ihnen nicht, Herr Tratſchberger? Dratſchberger (erſtaunt). Was, Sie kennen mich? Ah, das iſt ſtark! Numpler.

Aber Herr Tratſchberger, warum ſoll's Ihnen denn

nit kennen, Sie haben ja ka Larven vor'n G’ficht. Tratſchberger (ſich an die Naſe faſſend).

Meiner Seel, auf die hab ich ganz vergeſſen; ich hab's weggenommen, wie's mir z'warm war. Mein Gott! ein Menſch in meinen Verhältniſſen iſt fo oft genöthigt, aus feinem eig'nen G'ſicht a Larv'n „machen, daß ers am End' gar nicht merkt, ob er ſo ein Surrogat-G' ſicht drüber u oder nicht,

E Humpler. \ Aber gut, daß Sie da zu uns kommen, Herr Tratfh= berger! Ich hab noch gar ka G'legenheit g'funden, mit Ihnen allein z'reden. Wie ſtehts? haben's mir nix Neues z'ſagen? a

Dratſchberger.

Die allernagelneueſte Neuigkeit! Sie wiſſen, daß der Alfred wollt ich ſagen der Herr von Mallberg einen Privatſekretär g'ſucht hat? Gut ich hab ihm aus alter Bekanntſchaft ſuchen g'holfen, hab richtig einen ſehr wür— digen Competenten g'funden, hab 0 den vorg ſchlagen und er hat ihn aufg nommen, i

49 NRNumpler. Und der iſt? 5 f Dratſchberger (ſich verbeugend). Meine eigene Wenigkeit. NRumpler.

Was, Sie Sie? Meine ganze Seele verwandelt ſich vor lauter Erſtaunen in ein ungeheures Ausrufungs— zeichen!

Tratſchberger.

Was gibts denn da zu ſtaunen? das iſt eine Stelle, die ganz meinen Talenten anpaſſend iſt; ich hab eine ſehr be— deutende Gage und beinah gar nir zu thun.

Rumpler.

Und er er hat Ihnen gleich auf der Stell auf— g'nommen?

Dratſchberger.

Auf der Stell! er iſt ein recht charmanter Mann, er macht's nit, wie ſo viele Andere, die Stellen zu vergeben ee, die 6 Monat brauchen, bis nur a G'ſuch leſen, hernach am anderthalb Jahr lang in der Vormerkung

laſſen und auf d'Letzt doch ein' andern aufnehmen, Aber

Eins iſt mir dabei ſehr aufg' fallen, er hat ſich ſehr g'nau

erkundigt, ob ich oft in Ihr Haus komme. Numpler.

In mein Haus? ob Sie in mein Haus kommen? Das hat was zu bedeuten, Louiſe, Louiſe! wirſt du denn noch nit blaß? vor Freude Louiſe! das geht dich an, er will viel von dir hören.

Louiſe. Iſt das wahr? hat er nach mir g'fragt? Kaiſer's Geld. 4

50 NKumpler.

Ja, hat er nach ihr g'fragt? Denn das wär' entſetz— lich, wenn er nir nach ihr fraget. Und was hat er g'fragt? vielleicht ob ſie ein Verhältniß hat? Sagen Sie nein! oder ob ſie ihn heirathen will? Sagen Sie ja, ja, ja! ſagen Sie, daß ſie ſich klar bewußt iſt, nur deshalb auf die Welt gekommen zu fein, um ihn zu heirathen.

Tratſchberger.

Von alle dem hat er nix g'fragt, ſondern er hat g'fragt, ob ich nicht die Handſchrift von der Fräule Louiſe kenn'.

Rumpler.

Die Handſchrift? Ja was will er denn damit? Bei ein' Frauenzimmer muß man doch immer mehr auf die Züge des Geſichts, als auf die Züge der Hand ſehen; denn wenn die Männer nur auf a ſchöne Schrift gingen, da bleibe- ten die meiſten von unſern Schönen ſitzen.

Dratſchberger.

Nein, das hat ein ganz anderes Bewandkniß; Sie werden ſich gar wohl zuͤ erinnern wiſſen, daß er an dem Tage der Teſtaments-Eröffnung für einen alten Invallden um 10 Thaler bettelt hat?

Rumpler.

Ja, wo ich aber ſo vernünftig war, die 10 Thaler nicht herzugeben; weil meine Kaſſa wol dann und wann invalid, aber deswegen doch keine Invalidenkaſſa iſt,

Tratſchberger⸗

Dieſer Invalid hat aber noch in der nämlichen Stund einen offenbar von frauenzimmerlicher Hand g'ſchriebenen Brief mit 10 Thaler erhalten, und dieſer Brief war un-

51 terſchrieben: »Von einem wahren Freunde Alfred Mall— bergs,« N

Num pler. Teufel, wer muß denn den Brief geſchrieben haben! Louiſe. Ich nicht, Vater, ich hab' ganz d'rauf vergeffen. Dratſchberger. 5

Mein' Herrn ſcheint jetzt ſehr viel dran g'legen zu ſein, dieſe geheime Wohlthäterin zu erfahren, und, ſagt er, es kann's nur Eine von Ihnen ſein, entweder Sie, oder die Clara, weil er nur denen die Adreß geben hat,

Numpler-

Die Clara die Clara! meiner Treu! dieſer Trauer- weiden-Seel' ſchaut ſo eine ſuperſentimentale Handlung gleich, (unruhig auf = und abgehend) Alle Wetter! wenn ihm am End' das zu was beſtimmen könnt' Gornig zu Louiſen) Aber warum haſt du auch nicht dem Invaliden das Geld g'ſchickt wie kann man ſo unbarmherzig fein! Louiſe! wenn am End' diese Ind idität ein Che inderniß wurd!

Ja, von Bedeutung iſt's bieden Fall, denn er hat drauf g'ſagt: Ich muß, ich muß es erfahren, und wenn ich es weiß, welche von den beiden Mädchen damals, als ich noch arm und hoffnungslos war, ſo liebevoll meine Wünſche erfüllte, dann Numpler. Was dann? um Gotteswillen, was dann? Dratſchberger. f Dann will ich dieſe Summe zurückzahlen mit rei— chen Intereſſen zurückzahlen. | . ar

Rumpler (in- Verzweiflung).

Es iſt richtig ſo! es iſt richtig ſo! Mädel, ich bitt' dich um Alles in der Welt, um 10 Thaler hätt'ſt du ſo eine famoſe Parthie machen können! So wohlfeil waren die Männer noch gar nie. Aber vielleicht iſt noch ein Mittel Tratſchberger! goldener Tratſchberger! wo iſt denn der Invalid jetzt? i

Tratſchberger.

Ja, jetzt iſt's zu ſpät der Alfred verpflegt ihn ſo,

daß er gar kein' Unterſtützung mehr braucht. NRumpler.

O das iſt dumm! ich wär ja jetzt die perſonifizirte Wohlthätigkeit für ihn g'weſen. Aber halt, bel er weiß noch nicht, wer's g'ſchickt hat

Tratſchberger. Nein, das weiß er nicht. 5 . e Kum per- a

Vortrefflich! ae du alt ihm dieſe 10 0 Apr 9 ſchickt. Louiſe. . Nein Vater, g'wiß nicht.

Numpler. i

Madl, bring mich nit auf oder ich bring dich um

ich ſag dir, du haſt's geſchickt, du mußt es ihm g'ſchickt ha— ben, man muß das dem Alfred auf eine gute Art beibringen. Tratſchberger! einziger, lieber Traſchberger! Sie wiſſen, ich war Ihnen immer gut! ich hab' immer alle mögliche Hochachtung vor Ihnen g'habt Ihnen allein hab ich auch ſchon den Plan mitgetheilt, den ich mit meiner Toch-

53 ter und dem Alfred hab’, wollen Sie mir dabei behilflich ſein? Ich verſprech' Ihnen einen Kuppelpelz, der koſtba— rer ſein ſoll, als wenn man alle mögliche Zobel und Her— meline Sibiriens zuſammen nähet.

Tratſchberger.

Ich bin dabei aber service pour service! Was an mir liegt, Ihre Tochter zur Frau zu machen, ſoll g'wiß g'ſchehen; aber ich hab dann auch ein Anliegen an Sie.

Numpler.

An mich? Nur heraus damit! ich will mir gar nir

mehr ang'legen ſein laſſen, als Ihr Anliegen. Tratſchberger.

Auch mein Herz iſt ein fettes Erdreich, in welchem das Blümlein Wunderhold der Liebe Wurzel g'ſchlagen Hatz Rumpler.

Was? auch verliebt? und in wen?

Dratſchberger⸗ ö Die Fräule Clara , u, vor , 2 Fb

Mumpler. Was, die Clara? Aber ich bitt Ihnen, ſo eine ro— mantiſche Schwärmerin, die paßt ja zu ſo einem prakti— \ [hen Menſchen, wie Sie ſind, gar nicht.

n

Dratſchberger.

O Gott, dieſe Schwärmerei in der Lieb' iſt wie der grüne Peterſil, womit man a Backhendl garnirt, er ſieht recht ſchön aus, aber wann man zum Eſſen kommt, wirft man ihn weg. Glaubens mir, die ſchwärmeriſchſten Gelieb— ten werden erſt im Eheſtand recht reell.“ Wenn fo a Mädl als unverheirath' durch einen Wald geht, da red't ſie nur von dem grünen Laubdach, von dem myſtiſchen Geflüſter

4

54 der Bäume; wann's einmal a Frau iſt, fragts höchſtens darnach, ob das Holz in dem Wald hart oder weich iſt, und wünſcht ſich a Klafter davon für den Ofen. Vor der Hoch— zeit werden ihr die Augen naß, wenns die majeſtätiſche Sonne aufgeh'n ſieht nach der Hochzeit iſt ſie nur froh, wenn die Sonn’ zeitlich aufgeht, weils dadurch d' Kerzen erſpart; vor der Hochzeit ſeufzt ſie zum ſtillen Mond, zum Sinnbild ihrer reinen Liebe hinauf nach der Hochzeit iſt er ihr nicht mehr als a Schuſter-Nachtkugel, die a nothduͤrftig's Licht in der Nacht gibt; vor der Hochzeit denkt ſie, wenn's an ein Fluß vorbeigeht, nur an die rollende Zeit, oder wie er liebend mit ſeinen Silberarmen die bräutliche Erde umſchlingt nach der Hochzeit ſchaut's ihn nur deswegen freundlich an, weil ſein weich's Waſſer zum Waſchen taugt das keun' ich. Numpler.

Alſo, 's gilt; da ich der Vormund von der Clara bin,

ſo kann ich auch vor ihr ſprechen Sie ſollens haben, a)

hab nir dagegen. . a.

Tratſchberger (in den Garten ſehend).

Aber ſtill! Sehen's dort bern helene i Numpler. Ja; was iſt's mit dem? Dratſchberger. f = Das iſt der Alfred, er hat ſich erft jetzt, nachdem er alle Gäſt' in eig'ner G'ſtalt ln, in 1 N s tige Mask' g'worf'n. Numpler. Iſt das wahr? Das iſt prächtig das taugt ganz zu meinen Plan. Wir ſtellen uns jetzt, als ob wir ihn gar

55 nit kenneten Sie fein fo g'faͤllig und verlaffen uns jetzt, damit er ja nicht ahnt, daß wirs wiſſen, wer hinter der Mask' ſteckt. Dratſchberger.

Recht, ich geh' alfo- bei unferer Verabredung

bleibt's. c Rumpler.

Ja, ja aber ſchaun's, daß's jetzt fortkommen, ich bitt' Ihnen um Alles in der Welt (bräugt ihn ſort) Jetzt Louiſe bitt ich dich bei deinem eigenen Glück, ſei nur a Viertlſtund lang geſcheidt ein ſchmachtendes Aug, einige Seufzer, ſo ſtark, daß ſie a Locomotiv bewegen könnten, und

nur eine recht ſentimentale Sprach” das zuͤſammenge— nommen iſt die beſte Leimruthen, auf ber uns der Goldfa— fan picken bleiben ſoll nimm die Larven herunter -

(aimme ihr die Larve ab und ſtreicht ihr die Locken zurecht), ſo jetzt ſchauſt recht paſſabel aus jetzt Poſitur g'faßt und gib Acht, wenn ich dir was zuflüſter!

Dritte Scene.

Nu mpler. Louiſe. Alfred. (Alfred in einem prächtigen griechiſchen Coſtume kommt von dem. Garten und bleibt, ſo bald er die Beiden gewahr wirb, im Hinter— grunde ſtehen.) - N u mpler (unbemerkt rückwärts blickend).

Iſt ſchon da. u Louiſen abſichtlich laut forechend) Ja meine Tochter, nach dem Geſtändniß, was du ſo eben in meinen väterlichen Buſen ausgeſchütt' haft (ie mit dem Ellbogen fies ßend, leiſe) Seufz' a biß'l! i

56 | Louiſe⸗ Ach! 8 Numpler.

Nach dieſem Geſtändniß iſt es meine heilige Pflicht als Vater, der bei dir auch Mutterſtelle vertritt, dich nie mehr in dieſes Haus zu bringen. (wieder leiſe) Seufz' noch um eine Octav höher!

Louiſe.

Ach! N

Alfred (für ſich).

Was ſpricht er da von einem Geſtändniß? (kommt

etwas näher.)

Numpler

i (leiſe).

Die Katz' kommt' ſchon näher zum Brein. (baut) Ich kann nicht anders handeln, deine Ruhe ſteht auf dem Spiel. Der Alfred iſt wohl ein ſehr achtenswerther lieber Menſch ich hätt auch nichts dagegen, daß du in ihn vernarrt biſt - i

Alfred (teife). Was hör' ich? Numpler (ſehr laut). : > Aber in feinen jetzigen Verhältniſſen denkt er an fo ein unbedeutendes und unbemitteltes Weſen, wie du biſt, gewiß nicht, und darum iſt's g'ſcheidter, du ſiehſt ihn gar nie mehr (leiſe) Louiſe, ich bitt dich um Alles in der Welt, ſchau, daß d'a bißl weinen kannſt.

57 i Louiſe (berbirgt ihr Geſicht an ſeiner Bruſt mit mühſam unterdrücktem Lachen).

Ach Vater! (lacht heimlich fort, ſo daß man es an ihrer Bewegung merkt.)

Numpler (leiſe).

Ich glaub gar, das dumme Madel lacht noch hör' auf, oder meiner Seel, ich zwick dich ſo, daß d'gwiß zum weinen anfangſt. (laut) Weine nicht, mein Kind! O Gott, die Thränen ſtoßen ihr's Herz ab. (ei) Sag: O warum muß er reich ſein!

Louiſe.

O warum muß er reich ſein!

Numpler (leiſe).

Bravo, nur zu! jetzt red’ was von ein Strohſack wollt ich ſagen von einem Strohdach und ſein Herz. (kaut) Kind, Kind, beruhige. dich! (eiſe) Wirſt reden!

Louiſe (leiſe). Ich kann nicht vor Lachen. Numpler Gornig).

Dumme Gans! (laut) Ach Gott, das arme Kind aber warum haſt du es mir ſo lang verſchwiegen? Aber freilich ich hätt es ſchon damals merken können, wie der Alfred noch arm war; haſt du nicht damals, wie er für den alten Invaliden um Geld gebeten hat, gleich heimlich und ohne mein Wiſſen die 10 Thaler hing'ſchickt, die ich dir auf ein' neuen Hut geben hab aber freilich, du wärſt halt lie⸗ ber unter die Hauben kommen i

58

Alfred (überraſcht).

Sie alſo doch ſie war es! Numpler. Aber Kind, laß uns jetzt heimwaͤrts geh'n! Bezwinge deines Grames Wühlen, der Sturmwind drauß't ſoll deine Gluten kühlen. (will mit ihr ab.)

Vierte Scene. Vorige. Flitter. Flitter (im Domino ohne Larve kommt den Abgehenden gerade entgegen). Ah meine Theuerſte! ich vermißte Sie mit Schmer— zen im Tanzſalon.

Num pler (für fie). Teufel! jetzt muß g’rad der daher kommen der muß jetzt gleich ein' unſinnigen Korb kriegen. f Flitter

a (zu Louiſen). Darf ich Sie bitten, mir au nächſten Galopp zu folgen? Numpler-.

Nichts Galopp! Meine Tochter geht nicht zu dieſer 0 5

Lungenſuchtsbeförderung wär' nit übel ihr Herz

iſt ohnehin ſchon caput, jetzt ſoll ihre Lungen auch noch ruinirt werden, mir bleibet ja am End' vom ganzen Ma:

del nix mehr übrig. litter. Wie Fräulein, Sie tanzen nicht?

*

5

59 Louiſe. Nein, ich dank, ich tanz' nicht.

Kumpler Nein, fie tanzt nicht, und wenn Sie tanzen würde, ſo würde ſie höchſtens mit Einem tanzen, und zwar den neuen Walzer: »Das Leben ein Tanz!“ (für ſich) Dieſer er iſt mir g'lungen.

Flitter.

Nun denn, wenn Sie ſchon nicht zu tanzen geſonnen ſind, darf ich Ihnen meinen Arm bieten zu einer Pro— menade durch dieſen zauberiſchen Garten! (bietet ihr den Arm) Mein Fräulein

=

Numpler (dazwiſchen tretend).

Halt! wie können Sie ſich unterſtehen, ſie Ihr Fräu— lein zu nennen, wer hat fie Ihnen ſchon geſchenkt, daß Sie fie Ihr Fräulein nennen; und überhaupt verbiete ich mir alle derlei Zudringlichkeiten. Flitter. Fräulein, ich begreife nicht Numpler. ter gibts gar nir zu begreifen. Ich glaub das Paten Sie ſchon längſt merken können, daß meine Tochter Sie nicht leiden kann mit Ausnahme eines Einzigen, we— gen dem ſie leidet. | N Flitter, Iſt dieß möglich! Fräulein, und Sie ſchweigen, und er Sie mich nicht ſelbſt in Hoffnung?

60 Nump! e r. Was? Machen Sie ſich nicht lächerlich und mich nicht fuchtig. Ich erſuche Sie jetzt zum letztenmale höf— lichſt, ſcheren Sie ſich zum Teufel!

Flitter.

Mein Herr, das iſt zu viel; ich werde Genugthuung fordern.

MNumpler.

Das iſt gar dumm, er ſagt, es iſt ihm zu viel, und fordert erſt doch, daß ich ihm genug thu. Aber wenn Sie wollen, ſteh' ich zu Dienſten, ich ſchlag mich aber nicht anders als auf Congreviſche Raketeln.

Flitter. e

Ich bin verſteinert! Dieſe plötzliche Umwandlung. Ich kann mir's nicht anders erklären, als daß Sie beim Souper ein Glas Champagner zu viel genommen haben, und weil ich dies bedenke, können mich Ihre derben Re⸗ den nicht beleidigen ich hoffe, daß Sie in einem andern Zuſtande ſich ſelbſt gegen mich entſchuldigen werden. Bis dahin leben Sie wohl. (haſtig ab)

Rumpler.

Was, er glaubt daß ich b'ſoffen bin und von Ein Glas ſoll ich ein Rauſch haben? Elender Bonmotiſt! Ein Glas hat mir noch nie etwas g'macht. Doch ich laß die Leut' reden, meine Thaten beweiſen das Gegentheil.

Alfred a (tritt plötzlich vor). Mein Fräulein

61 Numpler

(für ſich). | Jetzt heißt's g’fcheidt fein, (aut mit barſcher Stimme) Laß uns in Fried, Maske! meine Tochter iſt nicht aufg'legt, ſich in maskirte Dialoge einzulaſſen komm Luiſerl! wir geh'n nach Haus! (leiſe) Wenn er die Larven ablegt, fo thu ein rechten Schrei.

| Alfred (nimmt die Larve ab).

Wollen Sie auch jetzt noch fliehen?

Louiſe (ſteht verlegen da; Rumpler ſtößt fie plötzlich in die Seite, 5 vor Schmerz auffehreiend).

Ah! Numpler (für ſich).

Den Schrei der Überraſchung hab ich recht täuſchend aus ihr herauspufft. Alfred. Sie erſchrecken vor mir, mein Fräulein? Iſt Ihnen denn meine Erſcheinung gar fo entfeglich ? Louiſe (verlegen). Alfred Herr von Mallberg i Alfred. Sie wollen mein Haus ſchon verlaſſen, darf ich um die Urſache fragen? g Numpler (für ſich). Jetzt gilt; s einen Haupt: Coup auszuführen, (laut, ſehr pathetiſch) Ja, ja, wir verlaffen dieſes Haus und Sie

62

fragen noch um die Urſache? O mein Kind, mein einziges Kind! (amſchlingt Louiſen mit feinem Arm) Sieh her, Barbar! du haſt den Feuerbrand in dieſes unſchuldige Herz gewor— fen, und keine Aſſecuranz-Anſtalt vergütet dieſen Brandſcha⸗ den. Mög’ der Himmel dir vergeben, ich vermag es nicht, - (führt Louiſe im Cothurnſchritte ab.)

Fünfte Scene.

Alfred allein, dann Scharf und Tratſchberger. Alfred 8 a (bleibt im Nachdenken verſunken ſtehen).

Sie, ſie ſollte mich lieben? Unglaublich! War ſie doch ſtets ſo hart, ſo ſtolz gegen mich aber freilich, war nicht Clara ſo liebevoll, ſo freundlich, und doch doch liebte ſie mich nicht! Wer aus Weibermienen Wahrheit errathen will, iſt eben fo thöricht, wie der, welcher einem Wetterpropheten Glauben ſchenkt.

Scharf (kommt mit Tratſchberger).

Ha, da finde ich Sie ja aber wie fo traurig mit- ten im Feſte der Freude, welches Sie = felbft-veran- ſtalteten?

Alfred.

1 0 ich veranſtalte Feſte, um die Zeit zu tödten, nicht um ſie mir heiter zu machen, denn dies wäre wohl vergebene Mühe. Haben Sie nie geleſen von dem Gelehr— ten, der ſich in ſeinem Gefängniſſe damit die Zeit vertrieb, daß er dem Geſchäfte einer Spinne zuſah? Sehen Sie, ſo mache ich es auch in dem goldenen Käfige des Reich— thums. Ich beobachte das Treiben der ee und ſtreue ihnen, um ſie zu locken, Zucker.

63 S ch arf

Ei, ei! ſchon wieder ſo menſchenfeindliche Anſichten. Alfred.

Bin ich ein Menſchen feind? Nein, ich bin nur ein Menſchen ken ner. b

Scharf

Sehen Sie, lieber Herr von Wallberg, ich betrachte Ihre fortwährend gereizte Stimmung als eine Krankheit und glaube den Grund derſelben errathen zu können. Sie ſtehen mitten im Gewühle der Menſchen allein, dieß macht Sie ſo ſchwarz ſehend, Suchen Sie ſich einen Freund.

Alfred.

Einen Freund? (ſeufzend) jetzt, da ich reich bin, iſt es nicht mehr Zeit, einen Freund zu ſuchen, denn Freund— ſchaft und Liebe, wenn ſie echt ſind, müſſen dem Phos- phor gleichen, der dann am hellſten glänzt, wenn Alles um uns in tiefe Finſterniß gehüllt iſt.

S' ch arf

Oder ſehen Sie ſich um ein liebenswürdiges Weib— chen um.

Dratſchberger.

Ja, iſt wahr, damit kann man ſich auch manche Stund recht angenehm vertreiben,

Alfred b

Ich ſoll heirathen, und ohne Liebe 1 ſo bloß des Haus weſens, der Wirthſchaft wegen, wie es fo viele thun? Sehen Sie, folchen, die dieß zu thun geſonnen find, wüßte ich einen beſſern Rath. Papinian hat eine Kochmafchine erfunden, Schäfer eine Waſchmaſchine, die Engländer Spinnmaſchinen, Faber eine Sprachmaſchine; wenn man

%

9 . 64 0 ſich alſo dieſe Maſchinen anſchaffen wollte, fo wäre ein Frau ſo ziemlich erſetzt. Tratſchberger. ö Na ja, und bei der Fabriſchen Sprachmaſchine wäre noch der Vortheil, daß ſie nur dann red't, wenn man will, was bei Frauen nicht immer der Fall ſein ſoll.

* Scharf.

Und ſollte Ihr Herz in Ihren Jahren denn wirklich ſchon jeder Liebe unzugänglich ſein? Alfred, Wahre Liebe und echte Roſen blühen nur einmal im Leben und im Jahre. »Die Roſen, welche monatlich blü⸗ hen, entbehren des duftigen Athers, und wer mehr als Ein- mal lieben kann, der hat nie geliebt. Ich habe geliebt, for! innig, ſo wahr, und wurde verſchmäht, weil die jetzige Welt den Gott der Liebe nur mit goldnen Flügeln ſehen will es iſt vorbei. Scharf. Sie haben mir aber erzählt von Claren. Alfred. Ja, fie war es, die mich noch einen Augenblick vor— her zurückwies, eh' das Glück ſein Füllhorn über mich ſchüttelte. O wenn ich jetzt vor fie hintreten würde, jetzt; ihre Hand begehrte, ich würde mit offenen Armen, mit freudeglänzenden Augen empfangen werden; denn das Herz, der meiſten Mädchen gleicht der Memnonsſäule, welche nur beſtrahlt vom goldnen Glanze in lieblichen Klängen ertönt. Aber wie ich fie früher liebte, fo haſſe ich ſie jetzt, a, ich haſſe fie glühend, und darum will ich ur 6 1 mehr ſchuldig bleiben.

65 S ch at f+ Schuldig was können Sie ihr ſchuldig 285 Alfred.

Ich bin ihr viele ſelige Stunden ſchuldig, Stunden. der Einſamkeit, in welchen ich ihr Bild wie einen Talis— man gegen alle Stürme des Lebens in Bee Innern trug / Stunden der heiligſten Begeiſterung, u welchen ich in meiner ſtillen Seligkeit weder an Zukunft 191 an Ver⸗ beit dachte, ſo wie der Schatzgräber beim Heben des

Feder vor= noch rückwärts blickt Ich will da doch 10 dieſer Welt Alles bezahlt werden muß auch für dieſe Stunden zahlen. Clara iſt arm, lebt davon, daß ſie Geſellſchafterin einer Dame iſt, und dies iſt, beim Himmel, ein ſchwerer Dienſt! Ich will ſie ſorgenfrei ſtellen.

Scharf. Wie, das wollten Sie? das nenne ich Edelmuth! Alfred. Edelmuth? Hahaha! wie doch dieſelbe Sache ganz etwas anders ſein und anders heißen kann! Ich ſage Ih- nen, es iſt Rache, eine ſüße Rache! Ja, ſie ſoll leben von meiner Gnade, ohne es zu wiſſen. Es iſt mir lieb, Herr Doktor, daß Sie eben hier ſind. Da Sie alle meine Geld— angelegenheiten beſorgen, ſo bitte ich Sie, auch W in Ordnung zu bringen. TDratſchberger (für ſich). . O Clara, du bekommſt jetzt auf einmal noch neue Reiz ze für mich und dieſes Mädchen ſollte ich nicht lieben?

Scharf Ich ſtehe zu Dienſten, nur belieben Sie mir zu ſa⸗ gen, auf welche Art Sie die Sache eingeleitet ſehen wollen.

Faiſer's Geld. 8 5

66 Alfred.

Es läßt ſich ſehr einfach richten. Sie wiſſen, daß mir bei der Teſtaments-Eröffnung auch ein verſiegelter Brief des Verſtorbenen übergeben wurde, ſo ſagen Sie denn, es wäre darin ein Codicill enthalten, durch welches der Erb— laſſer ihr die bei dem Großhandlungshauſe Weller deponirte Summe von 20,000 fl. als Erbtheil angewieſen habe.

Dratſchberger (außer ſich). Wa was? 20,000 fl.? Euer Gnaden! (laßt feine. Hand und küßt fie.) Alfred (erſtaunt). Was thun Sie? was iſt Ihnen denn? Dratſchberger (iich faſſend). |

Verzeihung, aber dieſer 1 er hat mich ſo ergriffen, ſo gerührt, als wenn's mich ſelber anging.“ (für ſieh in Verzuckung) 20 20,000 fl.! o Clara! ſeit einer Minute lieb ich dich 20,000 mal mehr.

Ban Scharf.

Eine ſo bedeutende Summe Herr v. Mallberg, haben Sie's auch wol überlegt? 5 Alfred.

Sie ſehen, glaube ich, daß ich nicht in momentaner Aufregung handle, ich bin ganz kalt.

Tratſchberger (für ſich).

O lieber Himmel, verhind’re nur, np er 75 etwan

aufthaut!

67 Alfred.

Auf meinem Schreibepulte finden Sie bereits die nö— thige Weiſung an das Großhandlungshaus. Sie werden mich verbinden, wenn Sie die Sache ſchnell möglichſt in Ordnung bringen.

} Dratſchberger.

Aber entſchuldigen Euer Gnaden! was iſt denn eigentlich in dem Brief, den Sie bei der Teſtaments— Eröffnung erhalten haben, g'ſtanden? Ich hab d'rüber die erſten Nächt' gar nit ſchlafen können.

Alfred.

So neugierig? i en f Tratſchberger. .

Ja, ich muß g'ſteh'n, die Neugier g'hört zu meine Schwächen. Ich muß mit einem Fragezeichen als Mutter— mal geboren worden ſein.

Alfred.

Es iſt kein Geheimniß. Der Verſtorbene drückt darin den Wunſch nicht die Bedingung aus, daß ich eine von ſeinen beiden weiblichen Anverwandten, ent— weder Louiſen, oder Claren ehelichen ſolle.

Dratſchberger. g

Um's Himmelswillen, Sie werden doch nicht an die Clara denken?

Alfred.

Nein, das iſt vorüber vielleicht vor einer Vier— telſtunde noch war ich ſchwankend, noch hoffte ich einen Beweis ihrer liebevollen Geſinnung erhalten zu haben doch nun iſt auch dieß enthüllt ſie iſt mir gleichgiltig, ganz gleichgiltig. (Er steht in den Garten. Während der vori—

8 5 *

68 gen Scene iſt es bereits Morgen geworden, die Gäſte haben ſich entfernt und Diener haben die Lampen, womit früher der Garten beleuchtet war, abgehoben) Doch ſieh, die Gäſte haben ſich ſchon entfernt, es bricht der Morgen an ich kann mich des Gedankens nicht entſchlagen, daß die Sonne immer nur darum in ſo glühendem Roth aufgehe, weil ſie ſich darüber ſchämt, dem erbärmlichen Getriebe der Menſchen wieder zwölf Stunden leuchten zu müſſen. u Scharf) Alſo Herr Doktor, beſorgen Sie die beſprochene Angelegenheit. Scharf N

Ich werde ſie ſogleich vornehmen; indeß empfehle ich

mich Ihnen. (Ab.)

Sechste Scene.

Alfred. Dratſchberger. Alfred (üch in einen Stuhl werfend).

Mein Kopf iſt wüſt, ich werde mich umkleiden und

einen Spazierritt machen. Dratſchberger (für ſich).

Er will ſich umkleiden? Da werd ich mich auch frü— her noch vor ihm demasquiren in der jetzigen Stimmung wird er mir gewiß ſeine Einwilligung geben. Man muß das Eiſen ſchmieden, ſo lang's warm iſt. N

Alfred (ſteht auf und will fort). Beſtellen Sie meinen Kammerdiener zu mir. Tratſchberger | (ihm in den Weg tretend). Euer Gnaden

69

Alfred

Was ſoll's?

Dratſchberger.

Euer Gnaden! Sie ſind auch in Arkadien geboren, Sie haben auch der Liebe Schmerz und der Liebe Sehnen kennen gelernt o Sie werden gewiß ein mildes Urtheil fällen über einen Menſchen, deſſen Herz auch nicht aus Granitſtein gemacht iſt.

Alfred

Nun was iſt's? ſprechen Sie!

Be, Dratſchberger.

Euer Gnad'n, ſehen Sie mir in's G'ſicht, bemer— ken Sie nicht ſchon ſeit einiger Zeit, daß mein Auge ſo etwas Schwärmeriſches, ſo was Bockſtarres an ſich hat, daß meine Wangen ſich in ein ſeltſames Carmoiſinroth kleiden, daß mein Buſen ſich oft ſehnend hebt?

Alfred.

Hahaha! Sie ſind doch nicht am Ende auch ver⸗

liebt? 2 anch berger.

Indem ich, ſoviel in meinen Kräften ſteht, ſcham— haft erröthe, wage ich das Geſtändniß meiner erſten Liebe, und bitte mir hierzu die gnädige hereichaftliche Be: willigung aus.

a Alfred.

. Wie alſo wirklich, Sie lieben? (ächelnd) Und darf ich die Ba wiſſen, die a Ihrer Neigung er— freu't?

70 f Dratſchberger. Mein Gott, ich mach's halt wie Ihr Kammerbdie- diener, ich trag das, was die Herrſchaft abgelegt hat. Alfred. Was wollen Sie damit ſagen, ich verſtehe Sie nicht. »Tratſchberger.

Euer Gnad'n haben eben g'ſagt, daß Sie die Clara nimmer ausſtehen können, daß Sie fie haſſen, ſonſt würde ich mich gar nie unterſtanden haben, mich in fie zu ver- lieben.

Alfred (erſtaunt und beinahe zornig). Wie was was ſagen Sie? Clara Clara? Menſch, biſt du verrückt? N Tratſchberger. Richt mehr und nicht weniger, als zu jeder Liebe nothwendig iſt. N Alfred.

Sparen Sie Ihre albernen Bemerkungen, ſprechen Sie, iſt es wahr, iſt es denn möglich Sie Sie und Clara und wie iſt's, weiß es Clara?

TDratſchberger.

Nein, ich bin zwar ganz wahnſinnig in ſie verliebt, aber ſie weiß es noch nicht, mir war es vor 8 Hand ge⸗ nug, daß ich es ſelbſt weiß.

Alfred.

Und Sie hoffen Sie unterſtehen ſich zu hoffen, daß Clara Sie lieben werde? Hahaha! Eitelkeit, dein Name iſt Menſch! Clara, das zarte liebenswürdige Weſen, dieß Mädchen, das aus Lilienduft und Roſenhauch gewebt

Ur 71 zu ſein ſcheint, und Sie, und Sie! Haben Sie denn keinen Spiegel!

Dratſchberger.

O ja, Euer Gnad'n, ein' Br 1 Barbier⸗ ſpiegel.

Alfred

Sie haben ſich alſo doch es oft geſehen, und doch, doch Menſch, Sie müſſen am Fieber leiden.

5 Trat ſchberger.

Nein, ich verſicher' Euer Gnaden, ich leid an gar nichts als an Hühneraugen.

Alfred (immer mehr in Hitze gerathend).

O es gibt auch Leichdorne des Verſtandes und verknö⸗ cherte Hirnhäute. Und meine, meine Bewilligung for— dern Sie zu dieſer Liebe? Ich weiß nicht, ſoll ich mehr Ihre alberne Eitelkeit oder die Frechheit bewundern, mit der Sie mir dieſes Geſtändniß ablegen. Clara und dieſer Menſch! Hieße das nicht eine zarte flatternde Libelle mit einem Maulwurf, die luftige, gottgeborne Muſe mit einem Kanibalen vermählen O gehen Sie, gehen Sie, Te: gen Sie ſich zu Bette und erſcheinen Sie nicht wieder vor

mir, bevor Sie dieſen ekelhaften Rauſch ausgeſchla— fen haben. Leilt fort.)

Siebente Scene. Dratſchberger (olleinz ſteht ganz verſteinert und ſieht Alfred eine Zeitlang ſprachlos nach). Ich bin ganz matſch! Ich hab ſchon oft das Sprich—⸗ wort g'hört: „Er ſteht da wie a Nannerl:« aber jetzt ſcheint

72

mir, bin ich das erklärende Titelkupfer dazu. Erſt ſchimpft er über die Clara wie ein Rohrſpatz, und jetzt auf einmal erfind't er ein ganzes Lexicon von den ſchmeichelhafteſten Beiwörtern für fies Auf Ehr', das iſt wieder eine von den Stationen, wo der menſchliche Verſtand eine Raſtſtund hal⸗ ten muß, ein Kapitel in dem Buch der Erfahrung mit dem Motto: „Erklärt mir Graf Oerindur den Zwieſpalt der Natur.“ Aber freilich im menſchlichen Leben kommen am fo oft Fälle vor, die man ſich mit allem Aufwand von Scharfſinn halt doch nit erklären kann. 5

Se N

Ten 8 8 a 1:

Beim Profeſſor laßt ſich ein Student excuſir'n, 5

Er könnt wegen Krankheil ka Collegium frequentirn,

Sein Zuſtand muß von ganz b'ſondrer Art ſein,

Er darf ganze Nächt' in ſein Bett nit hinein,

Aber tanzen kann er auf'n Ball ſchon als wia,

Ka Waſſer darf er trinken, lauter Wein und brav Bier, Und alles Studieren thut ſtreng ſein' Diät ihm verwehr'n So a Krankheit, die kann ich mir halt nit erklär'n.

o e

A Schauſpieler ſagt: Es iſt gewiß d'größte Zier

In der Kunſt die Beſcheidenheit, das ſehen's an mir.

Er ſagt: Ich bin Künſtler, wie's in Deutſchland kein' gibt, Wo ich auftritt, ſein d' Leut gleich in mich ganz verliebt, Der Garrik war zwar auch nicht ganz ohne Talent,

Doch es iſt g'wiß, daß mit mir er nit wetteifern könnt,

Und doch werd' ich gar niemals unbefcheid’n wer'n

Na, den fein? Beſcheidenheit iſt nit zu erklären. 5

Es kommen zwei Damen in der G'ſellſchaft zuſamm,

Sie fall'n ſich um'n Hals ach wie gern ſie ſich a n! Sie Eüffen ſich ab und fein gar du und du,

D’rauf geht d'Eine fort, ja die Thür is Faun 7

Da fagt glei die Andre: Na haben's es jetzt g'ſeh'n,

Sie is g'ſchminkt wie a Wagenrad und hat falſche Zähn'

Und ihr Shawl is nit zahlt, drüb'n im G'wölb kann man's hör'n,

So a Freundſchaft, die kann ich mir halt nit erklär'n.

5 5.

A Gſchwuf macht im Faſching die Bälle alle mit,

Da wird ihm's Geld z'wenig und er hat kein Kredit,

Der Rock muß zum Schneider, zum Uhrmacher d' Uhr,

Und auch d' goldenen ng 37

Und All's wird im ID V Jahr dauert's oft, bis er's wieder 3 ruck kriegt,

Dann iſt der Rock ganz verdrückt, d'uhr muß aufzog'n wer'n ——

So ein Ausbeſſ'rung kann ich mir halt nit erklär'n. (Ab.)

*) Anſpielung auf Mozart, und die gerade in dem Jahre, in wel— chem dieſes Stück hier zur Aufführung kam, zu feinem Anden ken veranſtalteten Feſtlichkeiten.

*) In der Dorotheergaſſe befindet fich das Verſaßamt.

6

74 Achte Scene.

Zimmer in Rumplers Hauſe. Numpler. Louiſe. Clara. | Numpler ;

(suerft einfrefend, indem ihm die beiden Mädchen folgen)

Jetzt, Clara, ſag ich dir, iſts g'nug, ich weiß ſchon, was ich zu thun hab und mein Tochter auch; wir brauchen da gar keine Gouvernant.

Clara,

Aber lieber Onkel, fein Sie nicht böſ', ich habe ja nur wie eine Schweſter Louiſen rathen wollen, daß ſie den Schritt überlegt, den ſie thun will ſie ſagt 1 ſie liebe Alfred nicht, und ſo eine Ehe

NRNumpler.

Wird gewöhnlich die allerbeſte. Wann fo a Pag ver⸗ liebte Tauben z'ſammheirathen, da ſein die erſten Wochen der Eh’ freilich wie Honig, aber man weiß, daß aus Ho— nig, wenn er lang ſteht, Eſſig wird, drum fein hernach g'wöhnlich die ſpätern Wochen der Eh’ die Eſſigwochen, Es iſt einmal beſchloſſen , fie wird Frau von Mallberg, und da findet kein n Statt,

SE eee, gi: Alſo es iſt beſtimmt ganz beſtimmt? Numpler.

Halbentheils ſind wir ſchon einig, nämlich die Louiſe will, und er er wird ſich ſchon auch noch erklären. Clara 2 Gweifelnd). = Glauben Sie das wirklich? Ich kann's immer noch nicht glauben.. 1 08 u

75 Louiſe. ta hör Clari! jetzt wirſt du mir mit deinen Reden ſchon bald zu pikant. Bin ich denn gar ſo abſcheulich, daß U) Fein Wah in mich verlieben kann? RNumpler. ö

Sei ruhig, Töchterl, ſei ruhig! Sie ärgert ſich viel— leicht drüber, daß 1 ſie ſo eine brillante Parthie . . | Clara Wie? Sie glauben doch nicht

N u mple r. r. Na, na, ſei du nur ſtad! Glaubſt ich weiß nit, daß du ſchon längſt alle Mienen ſpringen laßt, um ihn z'fan— gen? O ich kenn mich aus, ich weiß Alles, Alles (für fich) was mir Einer vorher fagt. Elara. Herr Onkel dieſe Rede Numpler.

Hat ihren guten Grund. Gelt, wer hat denn damals, wie der Alfred noch ein armer Lungerer war, gleich auf ſein Fürbitt' dem armen Invaliden das Geld g'ſchickt, han? Wer hat denn ein' Brief geſchickt mit der Unterſchrift: »Von einem 1 Freunde Alfreds,« han?

Clara \ (in Verlegenheit). Onkel a a Yumpler,

Aha, wirft über und über roth, wirſt verlegen? gelt, das weißt nik, daß ich's s weiß, aber ich weiß es, ich ja, jetzt wär' halt der Alfred, der Millionär, für

76

dich a Sonntagsbratl, jetzt möcht'ſt ihm meiner Tochter gern abfiſchen! Na thu's! thu's! ſpann' dein Spinnennetz noch weiter aus, geh hin, entdeck' dich ſelber vor'n Alfred, ſag ihm's, daß du den Brief g'ſchickt haſt, er iſt ohnehin

neugierig, es zu erfahren Na, was ſtehſt denn da verſäum' ka Zeit wart, ich hol dir ein' Fiaker. Elara

(beinahe erſtickt von Thränen).

Onkel, jetzt iſt's genug! Ich weiß zwar nicht, wie Sie's erfahren haben, aber weil Sie es ſchon wiſſen, fo will ich es auch nicht weiter läugnen ja, ich habe den Brief geſchrieben aber wiſſen Sie jetzt auch das noch, daß Alfred mir damals ſeine Liebe geſtanden hat

Numpler. Was, ſeine Lieb' g'ſtanden? Louiſe, fallen wir zwei jetzt gleich mit einander in Ohnmacht! E lara. Hören Sie weiter! Ich gab ihm keine Hoffnung. Numpler. Keine Hoffnung? Jetzt hab' ich wieder Hoffnung. Clara.

Und gerade das, daß er jetzt unvermuthet ſo reich iſt, trennt uns auf immer. Ich habe damals um ſeinet willen, nur um feine Lage nicht noch unglücklicher zu machen, ihn zurückgewieſen möchte aber um Alles in der Welt nicht, daß er von mir glaube, nur die Sucht nach Reichthum könne mein Herz beſtimmen, und wenn er deshalb was er nicht thun wird Jetzt um meine Hand anhielte, ich gebe J Ibnen Kasche, e Seriprechen. Aa würde 7 wieder

abweiſen.

77 Numpler.

Das willſt du? N du biſt ein Engel! komm in meine Arme!

Elara. ig eine d ee abe ich DESSEN au Sie geben Sie mir J Werke. daß Sie u oh den "Briefe nichts ent⸗ a e RN Kumpler a (freudig)

Mit tauſend Freuden. Ich ſchwör' dir's, von mir aus ſoll er ka Wort erfahren, ka Sterbenswörtl nit; ich bin in dieſer Beziehung ſehr discrer.

Ueunte Scene. Vorige. Robert.

Numpler. Was gibts? was will man? wer iſt man? Robert. Ich ſtehe in Dienſten des Herrn von Mallberg. NRumpler ö (überraſcht). a Mallberg? entzückt) von Alfred Louiſe! von Al: fred O ich bitte, was ſteht zu Dienſten! Beliebt es nicht, Platz zu nehmen? Nobert. Ich danke. Mein Auftrag iſt bald ausgerichtet. Mein

Herr läßt ſich empfehlen und läßt fragen, oͤb er heute feine i machen dürfe!

78 x N umpler.

Was, er laßt erſt fragen? iſt gar nicht nöthig es wird uns immer ein immenſes Vergnügen ſein; er ſoll kommen, wanns ihm beliebt, bei Tag, bei Nachtzzvich und mei’ Tochter werden immer bereit fein, ihn zu⸗ eul⸗

pfangen. _ zur

85 2 5 dieß melden. Ich empfehle mich. (Ab).

NRumpler (ihn bis zur Thüre begleitend).

Unterthänigſter Diener hab die Ehre mich zu em— pfehlen war mir ein b'ſonders Vergnügen, Ihre werthe Bekanntſchaft gemacht zu haben. Gurückkommend in freudiger Geſehäftigkeit) Er kommt, er kommt! hab ich's nit g'ſagt, meine Taktik hat g'ſiegt er kommt wegen meiner Toch— ter. (mit Verwunderung vor Louiſen ſtehen bleibend) Mädel, wenn ich mir dich als Frau von Mallberg, als Güterbeſitzende Herrſcherin denk, als Millionärin, mit Diamanten o Gott, dann werde ich mir erſt ſchmeicheln, dein Vater zu fein, Aber mein Himmel! du bift in Negligée! deine Wangen ſind noch blaß von der durchwachten Nacht wirf dich auf der Stell in den größten Putz a kleins Biſſerl Schmink kann auch nicht ſchaden, damit kannſt du dem jugendlichen Erröthen nachhelfen komm, komm Kind, g'ſchwind, ich will dich ſelber einſchnüren, dann kannſt du doch mit Wahrheit fagen, daß du beklommen biſt und daß dir die Bruſt vor Gefühlen zu eng wird, ich will dich friſiren, parfumiren, adonifiren, kurz fo präpa— riren, daß ſelbſt die mediciniſche Venus gegen dich wie ein alt's Abwaſchweib ausſchaut. (nimmt Louiſen bei der Hand und führt ſie ins Seitenzimmer.)

79 Zehnte Scene.

Elara allein, dann Alfred.

Clara (ihnen mit trüben Blicken nachſehend).

Armer, armer Alfred! Das ſollen die Vorbereitungen zu deinem künftigen Lebensglücke werden.“ Wenn du folchen Zeichen glaubſt, wenn du das für wahre Liebe hältſt, dann biſt du ein Kind, dem ein bunter mit Blumen behangener Maibaum mehr gefällt, als der einfache Baum, der noch im Wald ſteht, und das nicht bedenkt, daß all der flim— mernde Schmuck nur wenig Tage dauert, weil die Blü— then nicht von der innern Kraft des Baumes hervorgetrie— ben, ſondern nur zum Feſtſpiel aufgehängt ſind- Und ich ich kann nichts thun, um ihn zu warnen, wenn ich nicht für eigennützig gelten will; ich muß gleichgiltig, muß kalt für ihn ſcheinen, wenn ich nicht ſeine, nicht meine eigene Achtung verlieren ſoll. Alfred! mein Alfred! o ich muß fort! muß meinem Herzen in Thränen Luft machen, Wenn eine Flöte zerſprungen iſt und nicht mehr tönen will, ſo legt man ſie ins Waſſer, weil dadurch die Riſſe ſich wie— der ſchließen; ſo ſind Thränen die einzige Feuchte, in der ein zerſprungenes Herz ſich wieder heilen kann will ab.)

Alfred. N mit größter Eleganz gekleidet, tritt haſtig ein, bei Clarens Anblicke - fahrt er zurück, ſucht ſich aber fogleich wieder zu ſammeln). Clara *. (erſchreckt, für ſich.) \ =

Gott, er ſelbſt!

Alfred.

Mein Fräulein Sie hier?

80 Elar a 5 (in größter Verlegenheit). Herr von Mallberg

Alfred.

Sie haben wol meinen Beſuch nicht erwartet, ſonſt

wären Sie wol ſchwerlich hier geblieben. Clara (lich nach und nach ſammelnd).

Ich weiß keine Urſache, warum ich gerade Ihren An— blick vermeiden follte, (nach der Thür blickend, wohin Rumpler und Louiſe abgingen) Louiſe und ihr Vater werden gleich er— ſcheinen.

Alfred.

Und Sie des läſtigen Zwanges überheben, mit mir zu ſprechen, das wollten Sie doch wol hinzufügen?

Clara. 4

Jede Unterredung wird dann am meiſten läſtig, wenn man fühlt, daß man ſelbſt läſtig iſt. Ihre Worte wie Ihre Mienen zeigen mir dies, und in dieſem Falle iſt ſelbſt die Einſamkeit eine beſſere Geſellſchaft. Sie werden mir da— her erlauben, mich zu empfehlen. (wit ab.)

Alfred (haſtig). 5

Mein Fräulein Clara! lergreitt ihre Hand, die ſte ver⸗ gebens zurückziehen will und führt ſie zurück) Entſchuldsgen Sie, es war meine Abſicht nicht, Sie zu beleidigen, (fürs ſich) . Wie fieberhaft ihre Hand bebt und dieß Antlitz, dieß Auge - iſt mir doch, als wäre mein Herz der Begräbniß— platz meiner Gefühle, und ſie der Engel des letzten Tages, bei deſſen Nahen all die Schläfer wieder erwachen und neu belebt ſich erheben, (ich zu ihr wendend mit Gefühl) Clara!

Clara (im Kampfe mit ſich ſelbſt).

Herr von Mallberg f Alfred (im Tone des Vorwurfs).

Und kein freundlicheres Wort als dieſes kalte: Herr von Mallberg! Clara! iſt denn ein Monat, ein kurzer Mo— nat im Stande, Sie vergeſſen zu machen, wie wir uns einſt gegenüber ſtanden? vergeſſen zu machen, daß Sie mir einſt freundlichere Worte ſchenkten? O wenn dieß iſt, wenn auch Freundſchaft kein beſſeres Gedächtuiß gibt, dann ſollte der Menſch ſich kein längeres Leben wünſchen als das der Eintagsfliege. Dieſe beginnt zu leben, wenn die Sonne aufgeht, lebt nur, ſo lange die blumenreiche Erde im Son— nenglanze prangt, und ſtirbt in der nächſten Abendröthe. Und der Menſch, der arme lange lebende Menſch, wie oft muß er ſeine Sonne untergeh'n ſehen, wie viele kalte ſchau— rige Nächte durchleben, N er zur letzten ruhigen Sternen— nacht kommt.

Elar a (für ſich, verſtohlen die Augen trocknend).

Gott, welche Lage!

Alfred (ſte ſcharf beobachtend).

Sie iſt geruͤhrt! O Himmel, wenn wenn ſie doch mich liebte! Und ich ich wähnte ſie zu haſſen, nahm mir vor, ihr kalt zu begegnen ach ich fühl's, alle meine Vorſätze waren Eis, kryſtalliſirt in der Winternacht mei⸗ ner Zurückgezogenheit und ihr Auge iſt der Frühlings- ſtrahl, der fie im Augenblicke ſchmelzen macht. (laut ihr feurig nahend und ihre Hand faſſend) Clara! ein Wort! nur

Kaiſer's Geld. 6

32 ein einziges beglückendes Wort! Standen wir uns jemals bitter entgegen, es war meine Schuld, ich bekenne es doch nichts mehr davon! Jetzt ſtehe ich vor Ihnen als ein neuer Menſch = Clara, noch einmal frage ich Dich: Kaunſt Du mich lieben? Ich that diefelbe Frage einſt, doch damals war es eine freche Verwegenheit, wie kann man um einen Engel werben, wenn man ihm nicht Paradieſe biethen kann? Doch jetzt bin ich reich, kann Dir Alles biethen, bevor noch ein Wunſch in Dir auftauchte Clara! noch einmal: Kannſt du mich lieben? (kniet vor ihe.)

Eilfte Scene. Vorige. Dratſchberger. Er f Dratſchberger (tritt ungeſehen ein und bleibt beim Anblick dieſer Gruppe wie ver⸗ ; fleinert ſtehen, für ſich). 5 Bravo! wie ich ſehe, haßt der auf eine ganz originelle Art (bleibt im Hintergrunde ſtehen). Clara 5 für ſich.) Jetzt iſt der entſcheidende Augenblick jetzt, mein beſſeres Gefühl, gib mir Kraft zu widerſtehen! Alfred f Wie, Clara, Du zauderſt? Du überlegſt noch? Clara’ 7 0 (mit Feſtigkeit). Herr von Mallberg Dratſchberger für fie), Gott ſei Dank! nur er iſt auf du und du mit ihr, ſie noch mit ihm per Herr von.

83 Clare,

Vernehmen Sie meine letzte Antwort: Ich werde nie, nie die Ihrige fragen Sie nicht weiter, verſcho— nen Sie mich und meiden Sie künftig meine Gegenwart, wie ich die Ihrige.

d Alfred (Em gereizten Zuſtande aufſpringend). ö

Alſo wieder verſchmäht! auch jetzt noch! Sie lieben mich nicht, und doch ſchien Ihr Auge feucht, doch zitterte Ihre Hand, als die meine ſie berührte aber freilich, welche Mittel ſtünden nicht weiblicher Koketterie zu Gebote,

und gälte es auch nur einen augenblicklichen Triumph! (geht, haſtig auf und nieder, und bemerkt Tratſchberger, der durch „Geberden ſeine Freude über Alfreds Abweiſung zu erkennen gibt)

Was Sie hier? Was wollen Sie was haben Sie hier zu thun? \ Sratſchberger.

Euer Gnad'n, der Doktor Scharf hat die Schrift

gebracht, die ich Ihnen gleich übergeben fol, 5 Alfred

(alkt. ihm die Schrift aus der Hand; 1 er ſich abwendet für ER

Alſo auch noch Zeugen meiner Demüthigung mußt ich haben o Höllengual! öffnet das Siegel) Ha, es iſt die Ceſſion der Erbſchaft das kommt mir eben gelegen. (legt die Schrift offen auf einen auf der andern Seite ſtehenden Tiſchz dann, indem er ſich gegen Tratſchberger wendet, mit erzwungenem

Lachen Pahaha! Sie werden fi) wundern über die Situa⸗ tion, in der Sie mich trafen Tratſchberger. O ich bitt, ein Hausofficier hat gar nicht das Recht, ſich über irgend eine Situation feiner Herrſchaft zu wun— dern.

84 Alfred (ins urigen Ton). Man kann ja wol manchmal den Galanten ſpielen,

und die Komödien⸗Effekte auch im Leben verſuchen. Iſt wach das ganze Leben und alle Gefühle größtentheils nur ein

Kondieſ Wenn ich wirklich und ernſthaft mich entſchließe, fo gehe ich anders zu Werke, (bemerkt die Kommenden, mit Bedeutung gegen Clog) das ſollen Sie ſehr bald ſehen.

Zwölfte Scene. 2 Vorige. Rumpler. Louiſe lim reizenden Anzuge)... Numpler.

Ah, Herr von Mallberg! ſind Sie endlich da ich weiß gar nicht, was das mit mein Mädel iſt, ſeit dem Au— genblick, als Sie ſich haben anſagen laſſen, hat ſie keine ruhige Minut'n g'habt. Sein Sie mir herzlich will—

kommen. 5 Alfred (abſichtlich mit der größten Galanterle. Louiſens Hand faſſend und a kürffend)⸗

Mein Fräulein, ich ſchätze mich glücklich, wenn Ih⸗ nen mein Kommen nur nicht ganz gleichgiltig iſt. ö

Clara 9 indeß zu dem Tiſche gegangen; je Welchen Alfred 5 Sokument

5

und liest). Mein Himmel, was iſt das? Alfred (gans gleichgeltig). Es iſt eine Anweiſung auf ein Capital von 20,000 Gulden, welche dem Willen meines verſtorbenen Onkels zu Folge vom heutigen Tage an Ihr Eigenthum find.

85 Rumpler. Lonife Was, 20,000 fl.? Elara. 355 von Mallberg, ich weiß nicht

Alfred. 8 Wie Sie dazu kommen? ich weiß es ſelbſt nicht; ge— mug, mein Onkel befahl's in dem mir hinterlaſſenen Briefe und ich erfülle ſeinen Befehl um ſo leichter, als bei meinem Vermögen mir dieſe Kleinigkeit leicht ent— behrlich iſt. Es bleibt mir, dem Himmel ſei Dank, genug, um meiner Braut eine anſehnliche Morgengabe zu bieten.

Numpler. Braut Braut erlauben Sie, Herr von Mall: berg Sie haben ſchon eine Braut? 8 \ Alfred.

Ich habe eine Braut, ſobald mir hier Wonfins« Hund ergreifend und debei Claren ſtpirend) keine abſchlägige Ant- wort zu Theil wird. td) Ha, fie erblaßt! O ſüße eg,

N ni ler.

Was? mei Tochter? iſt das Ihr Ernſt? Louiſe ich bitt dich um Alles in der Welt! kein Überlegen! kein über— flüßiges Erröthen, das nimmt Alles zu viel Zeit weg fall ihm um den Hals und ſtannmle: Ja! Wirſt ihm gleich um'n Hals fallen ? nimmt, Louisen und wirft ſie in Al⸗ freds Arme, und ſtellt ſieh da lit ausgebreiteten N zwiſchen fie) Kinder! nehmt meinen Segen! wenn's nicht g'nug da— mit habt's, ſteht euch alleweil noch ſo viel zu Dienſten, als wollts. (nz zusrſt elne Tochter) O meine glückliche Louiſe! (dans Alfred) O mein Alfred! mein Schwiegerſohn,

86

mein Eidam, mein Tochtermann! O Gott, Gott! Kin— der, ich werd noch rein wahnſinnig vor Freud⸗ (drückl⸗ heide an) Kommts alle zwei an mein Herz! Ihr ſollts die Reife ſein, die dieſes volle Gefäß vorn Zerſpringen bewah— ren. O Gott, meine Tochter Braut o ich erſtick! Iſt denn nicht gleich ein Ehcontract bei der Hand? Dratſchberger. (vortretens).

Ich hab ein' bei mir, den ich für den Doktor Scharf aufg'ſetzt hab, es dürfen nur die leeren Stellen ausg'füllt werden gegen ein anſtändiges Honorar überlaß ich Ih⸗ nen den und ſetz' hernach einen andern auf. belt den Con⸗ zart, bin.)

Numpler hn raſch nehmend).

Her damit! ich zahl' was Sie verlangen für den Wiſch. Gum Tische gehend und das Sintenzeug richtend) Herr Schwiegerſohn, wär's nicht g fällig = es iſt ja Alles eins, heut oder morgen, und was g'ſchehen iſt, iſt g'ſchehen.

Nl 55 e d (fertwährend Claren beobachtend).

Warum nicht Je eher, je lieber; ich ſehne mich

ſelbſt darnach. i ER Numpler.

Bravissimo! Herr Tratſchberger Sie waren ja eh⸗

mals die rechte Hand von ein Advokaten, ſo was man auf

deutſch Sollicitator nennt ſein's fo gut, füͤllen's den Contract gleich aus. Dratſchberger.

Mit Vergnügen, (est ſieh zum Tiſche) Alfe zwiſchen zwiſchen

[4

Daa IR u m ple

Louife er Louiſe 1 ſchreibens nur, g'ſchwind, g'ſchwind, und | Alfred. Alfred Mallberg, Privatier. Rumpler (Neklirennd).

Und Gutsbeſitzer, Palais-Inhaber und Häuſer— Gig

thümer. Aber ſo ſchreiben's doch g'ſchwinder! Dratſchberger (camer ſchreibend) -

Mein Gott, ich ſchreib' ja eh' fo ſchwind, wie a franzöſiſcher Dichter a Luſtſpiel. Alſo die Fräulein Sau bringt dem Bräutigam eine Mitgift von

Numpler. Zehn Tauſend Gulden agel) die fie von ihrem

Onkel geerbt hat. Sie ſehen, fie bringt Ihnen ihr gan—

zes vollſtändiges e Cxbtheit zu.

Dratſchberger. Dieſe Mitgift widerlegt der Herr Bräutigam mit Alfred. i Schreiben Sie: Mit einer halben Million! Numpler.

Eine halbe Million! Ich kann mein Entzücken nicht ausſtehen, ich muß mich ſetzen. aaunſich und küßt Louiſens Hand) O Tochter! Tochter! die Freud hab ich an dir nicht zu erleben 8555 Du biſt eine halbe Millionärin! .

Tratſchberger⸗

So es fehlen nur noch die Unterſchriften.

a Numpler.

Erlauben Sie, nur noch eine Klauſel werden wir

Sn Ri,

hinzuſetzen, es iſt nicht als ob ich Ihnen nicht trauet

ich trau Ihnen mehr als mir ſelber aber es iſt nur der

Form wegen ſetzen wir noch hinzu, daß, wenn es ent—

weder mich, oder Sie Herr von Mallberg noch vor der

Hochzeit reuen ſollte, den Contract geſchloſſen zu haben,

verſtehens, vor der Hochzeit, nach der Hochzeit nutzt

die Reue nichts mehr ſo iſt der Betreffende verpflich⸗

tet, ein Reugeld ſagen wir von 20,00 f. zu erlegen. Iſt a das N

Alfred⸗ Mir iſt Alles, Alles genehm. TDratſchberger. Ergo fiat! (chreibt) So alſo nur die Unter- ſchriften. NRumpler. N Na Louiſerl, ſchreib, ſchreib! (gibt ihr die Feder) Alfred : (fürzfih):

Ha! nun kann ich mich ja auch vollkommen wegen des Briefes an meinen alten Invaliden überzeugen. in Briefchen aus der Taſche, tritt zu der ſchreibenden Louife 10 Re gleicht ihre Schrift) für ſich) Nein das iſt dieſe Schrift ja

doch nicht.

Numpler. Alſo belieben jetzt Sie unterzuſchreiben. Alfred mie die Feder und ſieht dabei auf Clan). £ Clara . (hat bisher in einer beinahe krampfhaften Stimmung zugeſehen und wendet ſich nun ab, wahrend fie ſich an dem Tiſche halt). = -

a

89 Alfred (kürsfich). Und kein Blick kein Blick wird mir zugewendet. m denn! (unterſchreibt) Ela r a i A rend. ex ſchreibt, ſich um, mit gepreßter Stimme). a Es ift geſchehen! (will fort, ihre Schritte wanken , ſie fiikt in Ohnmacht.)

Alfred. Mein Himmel! Clara iſt ec pill au- ihr;

9 -

Numpler 6 . * i

Ghn aufgaltend). > e

ö Halt, halt! Saperlot! Was geh'n 90 0 Ihnen au⸗

dre fremde Ohnmachten ar an Das g'ſchieht manchen ledigen

Walen ine daß immer nit gut wird, wann's

hört, daß ei dre heirath. Laſſen's es ſinken nach Be— lieben, Sie müſſen daher ſinken. (wirft ihman genen Brust 5 re . 3

(Der Vorhang fallt.)

Ende des zweiten Actes.

Q ) 2 au.

Ein Spielzimmer in einem Kaffeehauſe mehrere Gäſte ſitzen theils an Spieltiſchen, theils ſehen Sie den Billardſpielenden zu. In ei⸗ nem Winkel des Zimmers ſitzt der alte Spieler in einem weiten Oberrock gehüllt, er trägt einen großen Schnurbart, Augengläſer und einen tief in die Augen gedrückten breitkrämpigen Hut. (Er bleibt fortwaͤhr end mit überſchränkten Armen unbeweglich ſitzen.)

Erfte Scene. EHor der Anweſenden⸗ S iſt doch das Spielen Ein ſelig Gefühl, Iſt ja das Leben Auch nichts als ein Spiel. Wetten und wagen, 5 Glück zu erjagen, 5 x 2 ift das Ziel

m Leben im Spiel!

Zweite Scene. a Dratſchberger. Numpler

Getztexer in einen Montel gehüllt, kommen durch die Seitenthüre ). Numpler. ö

| Alſo das das iſt der Ort, wo mein zukünftiger Herr Schwiegerſohn ganze Nächte zubringt. 5

91 Dratſchberger

Ja, wenn er nur die Nächte zubringet, das wäre noch gut, aber daß er auch das Geld! da anbringt, das iſt das fatale!

Rumpler.

Es iſt ſchrecklich, ſeit dem Vierteljahr, daß er mit meiner Tochter verlobt iſt, iſt's grad, als wenn er ſich dem Teuxel verſchrieben hätt'; das wüſte Leben, da geben der Don Juan und der Fauſt zuſammengenommen, noch einen recht ſoliden und honetten Mann gegen ihn!

Dratſchberger (Rumpler bes Seite ziehend und auf den alten Spieler weiſend). Sie da ſchauens nur Den der Alte dort im

Winkel, das iſt der famoſeſte Spieler, mit dem ſich gar kein Menſch einlaßt, als der Alfred, alle Nacht kommt er her und gewöhnlich laßt er a Paar hundert Dukaten da ſitzen.!

Numpler.

Alle Teufel! alſo der der ha! Der Kerl ſchaut aus, wie die Kreuzſpinnerin, die in ihrem Neſt auf a Flie⸗ gen paßt, der ſie's Blut ausſaugen kann

Tratſchberger.

g Ja, und wann noch's Spiel allein wär, wobei er's Geld verliert, Gott bewahr, auf alle md, gliche Weiſe wird's den ganzen Tag über hinausgejagt. In der Fruh iſt er ge⸗ wöhnlich beim Wettrennen ſchickt ſeine eigenen Pferde hin, verwett' ungeheures Geld, und wie ſei Roß nit den e Preis kriegt, laßt er's mee

Numpler. f

Das iſt ja grad umgekehrt, wie bei die preis Stück, da iſt ein Stück deßwegen niederg'ſtochen worden weils

1 *

92

den erſten kriegt hat: Aber was hat er denn beim Wettrennen zu thun, er ſoll ein fees 3 mann „ec werden, und -zu DEREN e nicht aber A TER a Jae ee Mr aA Dratſchberger⸗ 3 Na jetzt deßwegen wärs nit, ich hab auch das Wett— rennen mitgemacht, und noch dazu ein Wettrennen mit Hinderniſſen.

d Kumpler Was mit Hinderniſſen? können Sie denn das? Tratſchberger.

Ja ich hab gar kein Pferd g'habt, und der Umftand iſt doch gewiß bei ein’ Wettrennen das größte Hin— derniß.

5 a Humpler.

Ich bitt' Ihnen, verſchonens mich mit Ihre Spaß, mir iſt ganz verflucht ernſthaft zu Muth, wenn der Menſch ſei ganzes Geld ſo verthut, wegen was heirath' ihn Sein hernach mei' Tochter?

Tratſchberger.

Na das ganze Geld iſt wohl nicht fo leicht zu ver— hauen, er hat ja noch ſehr bedeutende Summen in Groß— handlungshäuſern liegen. 5

Aumpler. >

Und die müſſen gerett't werden ich dank Ihnen vor der Hand, daß Sie mich mit den Verhältniſſen bekannt gemacht haben, ich will heut unerkannterweis ſeinem Spiel zuſehen, und morgen werd' ich ein curios ernſthaftes Wör⸗ tel mit ihm reden.

93 Dratſchberger.

Aber ich bitt Ihnen um alles in der Welt, verrathens Ihnen nicht, ich riskir ſonſt mein Dienſt' z'verlieren, wenn er merkt, daß ich Ihnen herg'führt hab.

Numpler.

Und er riskirt mei Tochter z'verlieren, wenn ich merk,

daß er mich angeführt hat. Tratſchberger.

Horch! ein Wagen das iſt ſeine Equipage, ich kenne ſeine Pferd am Gang, jetzt wird er grad aus der Oper kommen, dort hat er Leut geſehen, die ſich ſpielend ihr Geld verdienen, und hier will er ſpielend ſei Geld v ver⸗ lieren.

Numpler.

Iſt er 5 g'ſchwind den Mantelkragen in d' Höh (thut es) ſo und jetzt die Pelzmützen aufgeſetzt fo jetzt darf er mich ſchon gar nicht erkennen denn ich bin ein Vermummter. Gieht ſich etwas zurück)

Dritte Scene. a Vorige. Alfred. Herr von Born. Baron Welding. 5 Baron Wallmar came gig „herein. Alfred. Das war wieder ein famoſes Ballet, und wie die Sollieri getanzt hat, man hätte aus der Loge herabſprin— gen, und Sie umarmen mögen.

Born. Und wie gratids fie ſich um den Lorberkranz bückte, den Sie ihr warfen, während ſie alle ubrigen Kränze liegen ließ.

94 Alfred.

Ha ha! Sie mochte wohl aus ſeinem ſchweren Falle gemerkt haben, daß an jedem Lorberblatt ein ö befeſtigt war!

Rumpler Gu Tratſchberger).

Was? einen Dukaten an jedem Lorberblatt? ja auf die Art könnt man ja einer Künſtlerin auch einen Kranz aus Kohlblätſchen werfen, wenn er mit Gold geſpickt iſt, hebt fie ihn doch noch früher auf, als alle Lorberkränze!

Tratſchberger.

Na die Tänzerin wird den Dukaten ſchon auch das

Springen lernen! 8 2 Feld ding.

Iſt's Ihnen angenehm, ſo machen wir der Zr

morgen eine Toiletten Viſite.

Alfred. Schön, ich bin zufrieden, doch zu einer Tänzerin, die ſo goldtragende Füße hat, darf man auch nur mit gold—

tragenden Händen kommen, ich werde bei meinem Ju⸗ welier den N Schmuck ausſuchen, und a über:

reichen g

Walmar.

Ha! unſer junger Freund iſt ein gewaltiger Mäcen der Tanzkunſt oder wenigſtens ihrer Prieſterinnen.

Alfred.

Ganz natürlich! Allen Reſpekt vor Tänzerinnen, ſie ſind ja die einzigen, welche die Kunſt noch auf den Beinen

erhalten.

95 | Born. Ha ha ha! ein guter Witz! Freund Alfred iſt ſeit einiger Zeit ganz ausgewechſelt! RNumpler für teh). Wann er nur ſich ſelber auswechſelt, ſo liegt nichts dran, aber er wechſelt ſein Geld aus und dadurch gehts Beſte an ihm verloren!

Alfred⸗ Warum ſoll ich auch nicht heiter ſein, ich habe Geld, bin jung, und habe eine Braut, die mich auch dann noch lieben würde, wenn ich nichts mehr mein nennen könnte.

Numpler (für- ſreh). Jetzt hat er's errathen.

Alfred & Darum va banque jedem Srl bſinn inn, va banque der ſinnenden Melancholie, welche die ganze Erde nur als einen großen Friedhof betrachtet, weil wir im Grunde Alle nur auf den. Gräbern unſerer Vorfahren gehen, ich halte den 1 klüger und glücklicher der nur a die Blumen 1 5

eg mens Ha! da ſitzt er ja, m | alter ik Matador! Ha ha ha! er fißt ganz allein, es wagt ſich Niemand an ihn weil er mir fhon einige Tauſend abgewonnen! pah! was liegt daran Gold iſt im Grunde auch nur gelbe Erde, und wer gäbe nicht gerne ein Handvoll Erde um eine frohe Stunde.

4

96 Komm her Alter, ich will wieder einmal der Madame Fortuna eine Viſite machen, vielleicht läßt ſie mich heute vor! den Spieltiſch zurecht geſetzt ! les ⸗geſchieht.) Tratſchberger

Gu Rumpler).

Jet geht die Bataille los! ſehens, dadurch erſpart mein Herr die Schwitzbäder, an dem Tiſch muß er alle— weil ſchwitzen, ohne Frottiren, ohne Bad, 1 i Der alte Spieler

(hat ſich langſam erhoben und nur leicht den Hut gerückt, er geht. nun zum Tiſch und ſetzt ſich).

Born, Felding, Walmar (mehrere andere Gäſte ſtellen ſich rings um den Tiſch).

Rumpler (ſteht hinter Alfred, Trakſchberger neben ihm). Alfred Karten her und eine Bowle Rheinweinpunſch, ein nüchternes Spiel iſt gar zu philiſtrös. (Die Karten wer— den gegeben, bald darauf wird auch der Punſchnapf gebracht.) Alfred n (wahrend d Spiele zu den Herumſtehenden) Meine Herren! bedienen Sie ſich, iſt die Bowle leer, ſorgt der Kaffegwirth ſchon wieder für neuen! *Der alte Spieler. Sie haben verloren! Alfred 8 Zehn Dukaten! pah! iſt iberha eine e ſchuftige Summe, um die es ſich nicht der Mühe u quitt oder 1 wenns beliebt.

len, meiner Seel! wenn de aus meiner Roll. 2%

Der alte Spieler. Gut! (Mesfpiefee werten)

Numpler Eentſetzt).

Er hat ſchon wieder verloren! Alfred kein Glas qpunſeh-teinkendy⸗ Douplirt! Der alte Spieler. Gut! (eielen.) i NRNumpler Nein, wie der dumm ſpielt. Dratſchberger Aliſe).

Ich bitt Ihnen, verrathen's Ihnen nicht!

Alfred.

Schon wieder verloren! hier! bwieft eine Handvoll Gold⸗

Aumpler

83 Gott! wie die Dukaten aus der Rolle heraus fal⸗ lange fortgeht, fall' ich auch

Der alte Spieler. Gehört mir! 5 ieht⸗ das Geld ein.) Alfred einen neue Holle hinkegendg. Weiter! beiter! !

Kaifers: Se

Z.

>

I

Fin). Aber mir ſcheint, Fortuna fühlt ſich beleidigt, daß ich mit ſo geringer Gabe ſie verlocken will alſo Dieſe Rolle hier s find 200 Dukaten Achüttelt ſie aus).

(dee) &

Numpler Gu-Tratſchberger)⸗

Sie! mir ſcheint, der alte Maulbär ſpielt falſch! (rent ſreh - hinter -den Spieler.) f Der alte Spieler. Gewonnen! (ſerrich f deber ein. N NMumpler bd ouf des Spies Kopf Westensee SACHEN fur. ſichh. ich dem Raben nur feine Federn ausrupfen gt aufmerfllam dem eben miſchenden Spieler zu äh 5 glich in die Höhen, und packt ihn bei- den. Schulter 0 er packelt! er packelt ! Alle. Was iſt das? wer mengt ſich in das N: Numpler. Der alte Kerl da ſpielt falſch, ich hab' es g'ſehen, wie er das auf ſeine Seite g'legt hat. Alfred. Es iſt nicht wahr. Filding Walmar. Born. g Es iſt· nicht wahr a wir ſahen ſelber zu! Wer will da reden! fort mit ihm re,

Rumple (ch noch im e

Er 5 gepackelt! Fild ding. a Der Menſch iſt betrunken fort mit ihm (coßt ihn

7

tert.) Tratſchberge (Rumpker bei Seite a Aber ſein's doch g'ſcheidt, ſetzen Sie ſich keinen Une annehmlichkeiten aus!

RNumpler (ach- die Seite reibendy. Au weh! der Rippenſtoß. Tratſchberger. Macht nichts Sie haben ihn incognito bekommen! (Die Andern-Aub-wiedss sun Spiele-zuxückgekehrt)

8 Alfred

Zum Henker, mein bares Geld iſt zu Ende doch Sie geben mir ja wohl Credit bu⸗Sratkchberger) Vergeſ⸗ fen Sie nicht, morgen bei meinem Banquier die Intereſſen zu beheben, ich muß Auch noch 15,000 fl., die ich vor der Hand af mein Palais intabuliren ließ, bezahlen!

Numpler.

Was was, ſein Palais iſt auch ſchon iutabüſrt, nein jetzt wird mich meine Verkleidung bald nimmer vor einer Ohnmacht ſchützen *

Al rg ed Uivtepbifeen,.

Nein! dieß Wißgeſſlek im Spiele es iſt bei⸗ nahe 1 8 . 4, 5

umpler.

3 a Jetzt iſt ihm das noch lächerlich und mir druckt's s Herz völlig ab f die ſchönen Goldfüchſeln!

vierte Scene. = Vorige. e , .

Scharf (hereineilend).

Herr von Mallberg u gegenwärtig ? N 8 *

=

100 Alfred (aufſtehend).

Zu dienen, ich bin ein Spieler, der feine Gegenwart nie verliert.

Scharf.

Herr von Mallberg! um's Himmelswillen ſagen Sie mir, haben Sie Ihre Gelder noch bei dem Großhand— lungshauſe Moller und Fels liegen.

Alfred. Ja wohl, mein ganzes bares Vermögen Scharf.

Mein Himmel! faſſen Sie ſich eben erhalte ich durch einen Freund die Kunde, daß dieß Comptoir morgen nicht mehr eröffnet wird es hat fallirt der Prin- cipal ſelbſt hat ſich mit dem zu der Caſſa auf gemacht.

Alfred Was was? eee ich bin verloren! (wankt in ſeinen Stuhl.) f RNumpler Sher geſpannt zugehört, reißt ihm den Stuhl aus der Hand). Erlaubens, den Stuhl brauch ich zu meiner eige⸗ nen Ohnmacht Enkt darauf nieder, die Mütze entfällt ihn). Alfred. Ha! mein Schwiegervater!

MNumpler. Schwiegervater! der Teufel wird Ihr Schwie⸗ gervater Sie ſind ruinirt, und einen ruinirten Mann 2

kann meine Tochter nicht heirathen,

101 Alf red 2"

Iſt es denn wahr? u iſt es denn möglich? fal⸗ Airte s dieſes Hg es iſt keine Zeit zu verlieren man muß den Flüchtigen nachſetzen, um wenigſtens einen en. Kommen Sie, kommen Sie, Herr Do le wir müſſen ſogleich zu den Gerichten ſchnell ſchnell! meinen Wagen vor, ⸗beitt ab Born, Walmarz Filding, der Spieler und 85 die egen Güſte folgen ihm, laut durch⸗ ikürnder redend. )

ine Scene. Rumpler. Tratſchberger. 5 c NRumpler

(Mega nme). Herr Tratſchberger! 5

Dratſchberger. Was beliebt?

Numpler.

Ich bitt' Sie, greifen's mir den Puls mir eint, er iſt ſteh'n geblieben.

Tratſchberger. f

Ja, ſo ein Puls greifen verſteh ich nicht, ich war ja Amanuensis bei einem Doktor der Rechten, und die greifen den Puls nicht da (cezeichnet die Stelle) ſondern ſie laſſen den Patienten probieren, ob er die Hand noch in Sack ſtecken und die Finger noch bewegen kann bits der Pantomime des Geldzählens) und fo lange er das kann, ge— ben Sie ihm immer noch Hoffnung.

Er

102 Numpler.

Menſch! ich bitte dich, bring mich mit dein Spaß nicht noch vollends um O Gott! das ganze ganze ſchöne Vermögen pfutſch! ich weiß gar nicht, wie ich das meinem Kinde beibringen ſoll, wenn ich's ihr uns

vorbereitet ſag, fo kriegt's mir am End' die ſchreiende Fraß!“ (erhalt ſich vom Stuhle und kann kaum gehen) Nein der Schreck Tratſchberger! Tratſchberger! führen's mich ich kommet allein gar nicht z' Haus.

4 Tratſchberger

* *

A (on unter dem Hera).

Be": Be

Eigentlich fol ich ein Honorar dafür verlangen, denn ein Juriſt greift ſeinen Nebenmenſchen nie umſonſt unter die Arme! aber das Unglück verſchwiſtert. Und ich habe die ſchöne Ausſicht, auch mei' Stell z' verlieren, denn wenn der Alfred ka Geld mehr hat, nachher iſt ein Sekretär das überflüßigſte Möbel. Alſo komme Mann mit dem zer— riſſenen Herzen, auch mein Herz iſt zerriſſen, laß unſere

gegenſeitige Theilnahme den Flickſchneider fein, der aus den zwei zerriſſenen Herzen vielleicht nach ein e her⸗ ausbringt. (Beide ab⸗

Sechste Scene.

Zimmer in Alfreds Belas 4 b

3 Fleckl. Hubert.

Fleckl f Gugleich mit Hubert heren kommend).

Aber charmanteſter Herr Kammerdiener Huber t. Es geht nicht, Freund der gnädige Herr iſt für

£ £

103

Niemanden zu frechen bedenken Sie, es iſt noch frü- her Morgen er iſt in Negligée.

Fleckl. Aber ich bitt Sie, ich bin ja fein Schneider, ich hab ihn ja ſehr oft in Negfgee beſucht.

SHubert.

Ja, was haben S Sie denn grad o dringend mit ihm zu

N

ſprechen. N 1 Fleckl.

Herr Kainmerdiener! ich will Ihnen vertrauen; Sie wiſſen / ich arbeite fon ſehr lange Zeit für den gnädigen Herrn ſelbſt und für das ganze löbliche Domeſtiken-Corps, ich habe noch nie eine Erwähnung von einer Rechnung ge: hab's immer ſtehen laſſen, denn bei reichen Leuten ichüungen wie die Pappelbäume, je länger als fie ſtehen, deſto höher we erde fie. x Aber jetzt man mun⸗ kelt e in der Stadt das Vermögen ſoll am Sprung fein, und da da will ich nicht der letzte ſein mit meiner Forderung. 88

Hubert. Das iſt wohl gut, daß Sie ſich 1 aber ich kann Ihnen doch nicht eld den, der Herr hat's verboten. Fleck l (bittend).

Herr Kammerdiener! Schauens ich ich hab da ein neues Gilet von franzöſiſchen Sammt ich ſollt' es grad zu einer Kundſchaft tragen, aber) wenn ich Ihnen dienen kann (opeft aus)

1 Hubert ö (beſieht es).

Him! nicht übel, aber hier (auf die Taſchen n der

Beſatz der Taſche gefallt mir nicht ganz.

et.

104 FJ leck l.

Wünſchen Sie's vielleicht geſtickt? (für ſich) Verflucht intereſſirt der Kerk! (zieht Geld hervor, und ſchüttelt es in die Taſche des Gilets) So, mein' ich mit Silber geſtickt

Hubert. er

Ja, ja, fo kann ſich's beffer machen (indem er das Gilet bei Seite legt) Ich werd' ſehen, ob der gnädige Herr nicht vielleicht doch zu ſprechen iſt. (Ab ins Seiten zimmer.)

Fleckl. Werdamultes Volk dieſe Dienerſchaft! wenn

man die Herrſchaft ſprechen will, muß man immer e Ihnen den Rachen vergolden!

Siebente Scene. M Fleckl. Hubert. Alfred. Srocfo berger.

N Alfred (romurt⸗ mit Hubert und Seatichberger.. aus der Seitenthüre). . Ah, Sie da Herr Meiſter. Gu Sraſchberger) Bere, der, Meifter kommt mir eben Jetzt ungelegen 1 Rech⸗ nung bekrügt über 500 fl. And ich bin im Augenblick von allem baaren Gelde entblößt Suchen Sie ihn auf irgend

eine höfliche Art abzuweiſen zu vertröſten Sie ver⸗ ſtehen mich ja wohl 1 Tratſchberger

ebenfalls leiſe). 5 a

O! Vollkommen! Vollkommen! fein Ew. Gnaden

außer Sorgen wenn der Kerl kein Dummkopf iſt ſo ſchreibt die Natur eine ſehr unleſerliche Hand

105 Alfred.

Aber höflich verſtehen Sie mich auf jeden Fall auf die höflichſte Weiſe) ich will nicht zu den Leuten ge— zählt werden, von welchen die Gläubiger Sottiſen als die Intereſſen des geliehenen Kapitals einſtecken müſſen (laut r Fleckl) Lieber Herr Meiſter!

i Jleckl | gur hh.

O je, er ſagt lieber Meiſter! Das iſt ſchon ein Be— weis, daß es mit'n Geld happert.

Alfred a

Sie kemmen ah e um Ihr Geld?

Fleckl 8 rie fahrend).

Was? ich ſoll um mein Geld kommen?

f Alfred f

Ich meine, wegen Berichtigung Ihrer Conto wollen Sie ſich in dieſer Angelegenheit nur an meinen Se— kretär hier wenden ich ſelbſt habe unmöglich Zeit dringende Geſchäfte Sie entſchuldigen ſchon Adieu! (ſchnell ah durch die Mikke) 5

Dratſchberger duede)

Jetzt heißt's pfiffig fein! GusFleckl) Freut mich, daß ich die Ehre habe, mit Ihnen in Geſchäftsberührung zu kommen.

Fleckl ö (tict⸗gomplimentirend). a O bitte, bitte, meiner Seits, alſo Sie ſein der Herr Sekretär? freut mich, die Ehre zu haben.

106 Tratſchberger.

Und Sie ſind der berühmte Kleidermacher Fleckl, Ihr Vater war, glaub ich, auch ein geborner Fleckl.

Fleckl. Zu dienen und auch ein bürgerlicher Schneider. Tratſchberger. ö Und Ihre Mutter war alſo auch Schneiderin. Fleckl. ,

Ja wohl ja wohl Tratſch berger.

Alſo würdiger Milchbruder Jußite rs! ich heiße. Sie nochmals willkommen! es frelt mich außerordentlich

Sie zu ſehen (at ihm die San). Aber warum machen Sie ſich denn gar fo ſelten das iſt nicht ſchön von Ihnen Sie haben aber doch die Rechnung mitgebracht? nicht wahr wir warten ſchon fe lang drauf? Fleckl (die Rechnung überrkichend). Ja, Sie müſſen ſchon nicht übel nehmen. DTratſchberger.

Was was? nur 500 fl. betragt unſ're Rechnung?

unſer Haus iſt Ihnen nicht mehr ſchuldig? Nein! Das iſt

nicht möglich das iſt ein Irrthum! auf Ehr! unſer 9

Haus müßt ſich ja ſchämen, Ihnen ſo a Bagatelle ſchul— dig zu fein Fleckl. Nein Herr Sekretär, ich verlange nicht mehr, als ich verdient hab.

kai aan ˙ 1

ee N

107 DTratſchberger.

Nein auf Ehr! Sie find der billigſte Mann, den die Erde trägt aum⸗Kaummerdien er) Sie laſſens mich ja nicht vergeſſen, daß ich den Herrn Meiſter das Geld in Holländer Dukaten ſchick (Seit) Ja ja in Duka⸗ ten muß ich's Ihnen ſchicken, anderes Geld iſt zu ordinär Künſtler werden immer mit Gold honorirt.

Fleckl.

Aber Herr Sekretär! wenn ich vielleicht bitten dürfte, jetzt gleich

Tratſchberger bein falten).

Bitten, bitten! lieber Freund! warum nicht gar bit— ten, Sie haben verdient, und könnens begehren oder wünſchen Sie vielleicht was anderes vielleicht weitere Anempfehlung? Ja Freund! ja, mit Vergnügen, ich laſſe, wenns wollen, eigene öffentliche Dankadreſſen in die Zeitung drucken, das iſt modern, n und macht am meiften Effect.

Fleckl. Herr Sekretär erlauben Dratſchberger.

Ich bitte Sie, nur keine Umſtände, keine Compli— ente e wird gedruckt ja, ich werde mich gleich über den Auftrag“ machen. (ihn aufe die Schulter klopfend) Ja, ja Freund! gehen Sie nur ganz ruhig nach Haus', ich werd Ihnen derweil ſchon was aufſetzen. (eins geh) Der Kerl iſt nicht zum fortbringen!

Fleckl (was barſch).

Aber Herr S Sekretär! die Bun meine Rech⸗

nung!

108 Dratſchberger.

Rechnung! Rechnung? O alſo wegen der Rechnung ja, ja, die werde ich dem gnädigen Herrn ſchon vorlegen, wenn er nach Haus kommt.

| Fleckl.

Ja, Herr Sekretär! da müſſen's ſchon nit harb wer— den, aber ich wart bis der gnädige Herr z' Haus kommt ich kann einmal auf das Geld nit länger warten!

5 Tratſchberger (bei Seite)

Er u wart' „weil er nicht länger warten kann das iſt gar dumm! ich bring die Kletten nicht los aber halt! da fällt mir juſt ein: dass Gut warten Sie,

warten Sie nach Belieben, aber wiſſen S Sie auch, wo mein Herr hingegangen iſt?

Fleckl

Wie ſoll ich das wiſſen! Dratſchberger.

Er iſt gegangen um ſich zu duelliren.

Fleckl

Gufſpeingend) en

Was was duelliren ja wenn er am Ende bleibt, wo bleib denn ich dann? ich bin unglücklich!

i Sratſchberge n.

O dieſe Theilnahme, Freund! Die Theilnahme, wie die meinem Herrn rühren wird, wenn er anders nach dem Duell ſich ſelber noch rühren kaun! Aber fallt mir grad ein, er hat g'ſagt, ich ſoll ihm die geladenen e nachſchicken um Kammerdiener): Sie, geben's mir g'ſchwind die Piſtolen dork ven der Wand!

N

u

£

109

or ubert nimmt die Piſtolen, und trägt ſie knapp vor Fleck vorbei). N Fleckl za echt einen Saß sure). J * 8 Ach du mein Gott W innwicktichechte- Petter: Tratſchberger

(nimmt aus der Tiſchlade ein . khorg e und ladet die Piſtolen chlich⸗

Sd as. EEE (ninumt eine Kugalr famoſe Kugel! engliſches Blei! Fleckl.

0

Was Sie laden -die Piſtolen. ſogar mit Sagen .

Tratſchberger.

Na, ſoll ches vielleicht mit Grieskuödel laden? sc x

Fleckl (immer furchtſamet).

Aber du lieber Himmel, wenn er erfchoffen wird mein Geld mir wird todesangſt? ö Dratſchberger. O dieſes Zartgefühl! Meiſter! Sie ſind ein edler Menſch, laſſen Sie ſich umarmen (geht mit ausgebreiteten

Armen, aber die Piſtolen noch immer⸗ ill der Hand haltend auf ihn zu). Fleckl (Seitenfprünge maͤchend).

Herr mein Leben! Zum Teufel das iſt ein dum⸗ mer Spaß die Piſtolen! Dratſchberger. Sie fürchten, daß mein Herr erſchoſſen wird O ſorgen Sie nicht, die Piſtolen gehen famos emit Bedentung) Wenn einer mein Herrn fordert ſehen Sie, Char- manteſter, da macht er's nur ſo er ſtellt ſich nimmt

* una, Eh mr 1

110 BL die Piſtolen in dieſe Hand dmmes-Poütuzgegencbenaunswer chenden Fleckl⸗ haltend), und fo in einer Heraden Linie (sielt auf. Fleck.

Fleckl.

Höllentauſendffkerment! ob's aufhören! zum Teufel! ich ſchrei (ſyringt⸗gegen bie Thür).

Tratſchberger.

Erlauben Sie gütigſt ich will Ihnen nur zeigen (zielt wieder).

5 leckl.

Auweh es geht los! Hünmelkreuzfikerment! (retirirt ſich durch die Thür.) g

TDratſchberger. (aachdem Fleckl fort).

Hahaha! der wär auf die höflichſte Art von der Welt expedirt. e Kammerdiener), Sein's fo gut, gehens ihm nach, und wenn er wieder r'auf kommen wollt, fo ſagens ihm uf ich werd jetzt erſt die zweite Piſtolen pro= bieren. b Hubert.

o ooh. (Ab.)

Achte Scene.

e e 1 (allein).

5, jetzt hätten wir dieſe Angelegenheit, die eigent— lich ſehr ernſthaft für unſer Haus iſt, doch ſo luſtig als möglich abgethan, das iſt überhaupt mei Manier, und es iſt im Leben immer ſelbſt bei den bedenklichſten Affairen

S e

g'ſcheidter, wenn man dazu lacht, als wenn man ſich

12 drüber Aft 65 OL,

en Ei 9 * 1 112 i * Ar 2 M = a 5 i

n. N Wet y

111 Dried 1. ö

Bei ein' ſehr noblen Schneider will ich mir was b’ftellen, Ich komm hin, ſitz'n mehr Buchhalter da als Geſell'n, S hat grad keine Viſiten angenommen der Herr, Drum mußt ich mich wenden an ſein Sekretär. Der ſagt: Ja für Herrſchaften arbeit'n wir bloß, Doch will ich Sie vormerken, iſt der Andrang nit z'groß, So kommt in a Paar Wochen an Sie wol die Tour! Soll ich mich da giften? na, ich lach nur dazua.

2

S war Einer als Mittagsgaſt eingeladen bei mir,

Hat eing'haut ins Eſſen, wie a Grenadier.

'S hat ihm Alles recht gut giſchmeckt, das weiß ich ganz g'wiß

Weil ihm ein Knopf nach'n andern vom Weſtel g'ſprungen is.

Drauf geht er von mir in ein anderes Haus,

Da richt er mein Eſſen ganz ſcandalos aus,

J konnt gar nichts g'nießen, ſagt er: ich hab ein' Graus | £ kriegt davua,

Soll ich mich da giften? na, ich lach nur dazua. b

3.

A aufputzte Frau kommt zu der Marchande de Modes Sagt: Zeig'ns mir a Häuherl nach der allerletzten Mod, Und koſt's auch was will, ich bezahl's ja mit Freud'n,

Wir Damen müſſ'n uns doch vom Volk unterſcheid'n.

Man glaubt, das wär' ſicher a gräfliche Gnad'n,

Doch Tags d'rauf ſchau ich in an Fleiſchſelcher-Lad'n,

Da ſteht's in der Spitz'nhaub'n, wägts Schweinſchmalz vua. Soll man ſich da giften? na, ich lach nur dazua.

A Schauſpieler it's ganze Jahr unzufrieden, Weil immer nur kleine Roll'n ihm fein beſchieden,

112

„Ha, ſchreit er, ſolche Nollen für ein Rieſentalent, Wie ich, der ich täglich den Hamlet ſpielen könnt!“

Und hat er am Theater? vier Wort z'red'n amal

Bleibt er fünfmal g wiß ſtecken, und verſpricht ſich zehnmal. Hör ich raifonnirenfo a Künſtler-Natur „Soll ich mich da giften? na, ich lach nur dazua. (Ab.)

Neunte Scene.

8 Ein Gurten bei Rumplers Haus ſeitwärts das gate, auf der eutgegengeſetzten Seite eine L 2

ö LH 4

2 l, Meme haſtig im höchſten Unmüth aus dem Hauſe, Louiſe Clara , folgen ihm beſtürzth.

f Laßt mich, ich bitt Euch um Alles in der Welt, das Zimmer wird mir zu eng, das Haus wird mir zu eng, die ganze Welt wird mir zu eng, ich ſag auf, auf Michali, und logier mich in eine andere Welt ein.

Elara. Aber Herr Vormund. . Louiſe. Aber Vater Numpler.

Vater! Vater! ja, ſaubere Vaterfreuden! jetzt hab ich glaubt, das Madel anftandig und honett unter d'Hau⸗ ben zu bringen, derweil hat die Ehſtand's Marchand d'Modes ſchon eingeräumt, und den Laden zugeſperrt.

Louif er. a

Aber u) s doch, was iſt's denn?

Rumpler.

Sprechen ſoll ich? ſprechen? und es iſt doch unaus⸗

ſprechlich, der Alfred der Millionär Louiſe, halt

- 113

dir die Ohren zu, damit du mir nit in Ohnmacht fallſt er iſt betteltuti! 8

Louiſe. icht möglich? Clara, Was was fagen Sie, Alfred b Rumpler.

Iſt ſchach und matt. Sein Großhandlungshaus fallirt, ſeine Güter ſo verſchuldet, daß man für jeden Stein ein Perſonal-Arreſt herauskriegen könnt, und noch a Menge andere Schulden. D'ganze Stadt iſt voll nit einmal feine Gewerbsleute kann er zahlen; weil er nichts mehr anliegen hat, kann er nit einmal den mehr zahlen, der ge⸗ macht hat, a. er was n hat feinen Schnei⸗ der! (but dite ene Aber was ſeh ich da kommt er ſelber - 0

Louiſe. Was der Alfred! Aber Papa, wie ſoll ich mich denn jetzt gegen ihn benehmen. Numpler. i Benehmen gegen ein, dem Alles benommen iſt? kalt eiskalt vor der Hand! Wir müſſen auf jeden Fall früher hören, was er will. minuntseinesfizenge: Miene an, und⸗

ſtellt 15 mit auf den Rücken gelegten Armen.) x

Zehnte Scene. Vorige. Alfred.

Alfred 5 (tritt haſtig und mit verſtörter Miene ein). Gut, daß ich Sie treffe Kaifer s Geld 8

114 Numpler. (nitrberüchtlichem Tone), Servus! Clara (will ſich entfernen). Alfred.

Bleiben Sie, mein Fräulein! bleiben Sie ich habe keine Geheimniſſe zu verhandeln, und ein Verarmter, wie ich, darf ſich glücklich ſchätzen, wenn er noch Ohren findet! IR Rumpler

Ich werd' mir ſchier vor meinen Ohren Doppelthü— ren us laſſen. dad Na was gibts?

Alfred. Was mich betroffen hat, wiſſen Ste.

f Nu mpler. O ja, hat mich auch ſehr betroffen Alfred. 5 N

Mein bares Vermögen iſt rettungslos ga Prinzipal des Großhandlungshauſes, bei⸗ welchem ich es deponirt hatte, ſoll nach Amerika geflohen ſein auß meinem unbeweglichen Beſitzthum laſten Schulden, die ich nun ni decken kann, ich muß ſie daher veräußern laſſen gate wird wenig vielleicht nichts bleiben

Numpler.

Na, und wenn Ihnen nichts übrig bleibt, nachher wollen Sie wahrſcheinlich die Hälfte davon meiner Toch— ter als Morgengab geben? Was werden wir denn da für ein Stempel auf die Quittung brauchen?

115

4 Alfred.

Eben das Verhältniß, in welchem ich zu Ihrer Fräulein Tochter ſtehe, verpflichtet mich, Ihnen meinen künftigen Lebensplan mitzutheilen.

055 Numpler.

Lebensplan? hm! laßt ſich ein ſauberer Plan zum

Leben Wachen wenn man nichts . zum Leben hat. Alfred

Scchabeseinen Zrcund u welcher fich vu wenden will, mir eine meinen Fähigkeiten angemeſſene Anſtellung zu verſchaffen, der Gehalk iſt zwar nicht bedeu⸗ tend, doch hinreichend, u eln beſcheidenes, anſpruchloſes Leben führen zu können, und da ich weiß, daß Louiſe mich nur um meiner ſelbſt, nicht meines Reichthums willen liebte, ſo bin ich uͤberzeugt, daß dieſe Veränderung mei— nes Loſes, keine Veränderung Ihrer Geſinnung zu Folge haben wird.

Numpler. 5

So? alſo ein beſcheidenes Loos ich kenne das zum Frühſtück ein Kaffee, der halb Gemperle und halb Cichori iſt, zu Mittag Rindfleiſch und Erdäpfel, und auf d'Nacht ga lautere Suppen mit alte Brotöröckeln, am Sonntag zur Recreation a Paar Stunden weit im Staub auf's Land laufen, und d'rauſt a halbe Bier trinken, weils dort um zwei Kreuzer wohlfeiler iſt, kurz ſo ein echtes pappendeckle— nes Leben und das das wollen Sie einer Rumple⸗ riſchen Tochter anbiethen?

Alfred Liebe hilft alles tragen die größte Laſt wird doch immer zei mir je doch nun eine dringende Bitte

an Sie

116 Numpler. Na? Alfred. Es ſind einige dringende Gläubiger, die augenblick— lich bezahlt werden müſſen, wenn es nicht zur Klage kommen ſoll

Numpler. So das kommt ja immer beſſer red Ne Sie werden einfehe be ein ſolcher Fall elbſt mei⸗

ner aspirirten Anſtellung hinderlich werden tens Ihr⸗ Fräulein Tochter hat mir im Contract 10,000 fl. Mit⸗ gift zugeſichert mit der Hälfte dieſer Summe ſind alle dieſe Schulden getilgt wollen Sie mir dieß Geld zu— fließen laſſen? a NRumpler. So? ſonſt haben's aber kein anderes Anliegen? Alfred

( Lauiſen). Ich wende mich an Ihre Liebe?

1

= bang nur von meinem Deka 0

Numpler.

Und der Vater ſagt nein, nein, nein! es wird kein blutiger Heller hergegeben das ging mir ab, über- haupt und kurz angebunden, aus der ganzen Mariage kann nichts d'raus werden, weil der Herzkönig bereits geſtochen it verſtanden, könnt mir einfallen, fo eine Huge leiderei.

Alfred. Wie? Herr von Rumpler! - Rumpler So, Herr von Mallberg! ich laß eine Scheidung machen, zwiſchen meiner Tochter ſchon vor der Hochzeit! Alfred. n Bedenken Sie den Contract bedenken Sie, wenn Sie zurücktreten, haben Sie ſich zu einem Reugelde ver— pflichtet. Numpler Alle Teufel! end) O ich Strohkopf und ich ich ſelber hab d'rauf angetragen! o! o! ich könnt mir vor Zorn die Naſen abbeißen, wenn ich dazu könnt! o ich werd vor Gift contract über den Contract jetzt heißt's vor der Hand gute Saiten aufziehen. kaut) Hm ja s iſt wahr aber Alfred Ich weiß, ja, daß dieſe 1 nicht Ihr Ernſt fein konnte auch würde Louiſe, ſelbſt wenn fie nicht gebunden wäre, nie keinmal in einen ſolchen Vorſchlag willigen (ihee-Sand-ergraifend)> Nicht wahr, meine Louiſe?

Louiſe (ihre ⸗Hand zurückziehend und ſeufzend)⸗ Ach ja! 5 ö Alfred. Doch nun die Zeit drängt die Gläubiger wer— den mich ſchon erwarten Herr von Rumpler ich

beſchwöre Sie, retten Sie mich aus dieſer Verlegenheit, von dieſer Schande!

118 Numpler a (reich).

Verfluchte Situation. (laut) Ich ich wir ha— ben das Geld gar nicht zu Haus ich muß es ur er⸗ heben.

Alfred.

Aber Sie haben ja doch ſo viel Credit! Herr! binnen einer Stunde iſt es Ihnen ein Leichtes, dieſe Summe aufzutreiben retten Sie mich, ich überlebe dieſe Schande nicht.

N umpler.

Ja jetzt iſt man in der Tremarola warum hat man das früher nicht bedacht, warum hat man ſo in den Tag hineingelebt, ich will Ihnen jetzt im Unglück keine Vorwürfe machen, aber Sie ſein ein liederlicher Patron, das war ein wahres Lumpenleben, eine Geldhin-⸗ auswerferei, wie es nur ein Lump thun kann, eine ſo heilloſe Wirthſchaft hab ich noch gar nicht geſehen Sie find ein Wüftling, ein Schwärmer in der unedelſten Be— deutung des Wortes aber ich will Ihnen jetzt im Un⸗ glück keine Vorwürfe machen.

Alfred

Was that ich, was hab ich verbrochen! Ich war reich, ich wollte mein ER genießen was ich meinem Ver⸗ gnügen opferte, 5 hätte mein Capital nicht angegrif- fen, wäre nicht 5 205 unerwarkete und unverſchul⸗ dete Schlag gekommen, ohne dieß Ereigniß hätte Niemand gewagt, mir einen Vorwurf zu machen über das, was ich verſchuldet, und nun wirft man auch des Unverſchul— deten wegen Steine nach mir doch genug ich habe Ihnen jetzt alles entdeckt, habe Ihnen geſagt, was mir

119 bevorſteht rasch habe es ſteht jetzt bei

Ihnen zu i, wie . nen Ihr Verſtand ou euiſe)

wie es Ihnen Ihr Herz eingibt Leben Sie wohl! 5 (Eikt ab.)

Mumpler, Lirum, larum! (msSenifen) Gibt Dir Dein Herz

was ein?

Louiſe. Ach nein! N . Numpler Auf. fich-jelbitrte trend). Gibt dir der Verſtand was ein? Nein! Und bei dieſem Rath bleiben wir vor der Hand. Elara

N ben Borborsenanin ze den Sven {9 zugehört, und gebe jetzt raſch zu Rump *

Herr Onkel! helfen Sie dem armen Alfred Rumpler. Ich nicht wer noch? Clara. Nicht? gewiß nicht? Numpler. Auf Ehre! Elara. Gut gut! Leben Sie wohl! mem Numpler ktreſtles auf und nieder gehend) Mir iſt mein ganzer Verſtand petrificirt! Louiſe! ich bitt dich um Alles in der Welt kaunſt du dir denn denken ſo ein Leben, ohne einer halben M illion? ach, das

120 = grüne Tüchel meiner Hoffnung war nicht echtfärbig, d'rum iſt's ſchon in der erſten Wäſch ausgangen und der hölliſche Contract! wenn ich zurück tritt, ſoll ich 20,000 fl. zahlen, da gib ich ja doch noch lieber die 10,000 fl. und mei Tochter obendrein wenn ich nur wüßt, wie ich da mich aus der Schlingen zieh! Louiſe.

Schauen's Vater da wär halt doch der Herr von Flitter noch g'ſcheiter g'weſen, und Sie Sie waren ſo grob mit ihm

z Numpler.

Weil ich ein Rhinozeros war! ja, wenn du jetzt

noch frei wärſt, oder wenn er die 20,000 fl. zahlet, aber

wer wird das jetzt thun, wo die ſchönſten Madeln . > 2 z Lou iſe i

(lachend). Alſo Vater! wenn ich noch frei war Sie hätten nichts dagegen? Numpler. Ich werfet dich ihm am Buckel nach meiner Seel! wenn ich nur ka Tochter auf die Welt bracht hätt' die Keierei iſt mir jetzt ſchon bald z' viel? 8 Louiſe. Vater aber nit bös werden, gewiß nicht? der Herr von Flitter NRumpler. da, was iſt's mit dem? Louiſe. Er er hat die Hoffnung auf 1 noch nicht aufs 3 f

+

Numpler.

Was Hoffnung! Die Hoffnung nutzt dir und ihm

nichts! gouiſ e.

Er hat mit mir correſpondirt und da 80 hab ich juſt ein Brieferl von ihm kriegt, wie Sie z' Haus kom— men fein, Gteht ein Briefchen aus dem Buſen) ich hab's noch nit einmal geleſen.

Numpler.

Na, da wern halt wieder ein Schock Liebesfeufzer - drin ſein, die nur die Wütdmühl der verliebten Ausſicht treiben. (auumt-den- Brief) Noch nicht erbrochen und fo ein Brief voll fader Lieb wärmerei iſt doch gewöhnlich gleich zu erbiechen! A auf und Bee indem er immer ge⸗ ſpannter ders dann, r Freude. eien Fuß nach dem andern die zuge ban gt "enblichzeinen-gtundfprung- macht). Ich habs» Louiſe Tochter Kind! ich habs

Louif e.

Was denn, Vater?

Num pler

Ein Mittel, wie du von dem Hungerleider los kommſt, den Flitter heirathen kannſt, die 10,000 fl. dein bleiben, und ich kein Reugeld zu zahlen brauch!

Louiſe.

Ich den Flitter heirathen! (ſchlägte freudig in die Hunde) Aber Vater! ums Himmelswillen! wie denn! wie denn? N

NRumpler.

O dieſer Flitter iſt ein edler Menſch! da les ein—

mal les! weh) „Angebethete Louiſe! Ich kann es nicht

122 ww

langer ertragen, mein Herz mit eitlen Hoffnungen be— ſchwichtigen zu müſſen, ich ſehe es ſelbſt ein, es iſt ver— gebens, wenn Sie nicht Muth haben, das äußerſte zu wagen! Lieben Sie mich wirklich, ſo werden Sie mei— nem Vorſchlage keine Bedenklichkeiten entgegenſtellen es gibt nur ein Mittel, uns auf ewig zu verbinden“ (rich) Jetzt gib Acht auf das Mittel, wodurch er ſich mit dir verbinden will, (tet) „die Flucht! Ich ent— führe Sie, auf einem nahe gelegenen Gute meiner Tante laſſen wir uns Gh trauen, und wer kann dann un⸗ ſern Bund zerreißen, wenn wir als Eheleute zuxückkom⸗ men? Ihr grauſamer Vater, wird (brechen) mein Gott! bin ich denn grauſam? (leſend) wird endlich doch vergeben (sprechend) O ich vergebe jetzt [HM din ben. Brief ſehend) U. . w. Ich werde heute noch mit meinem Wagen in der Nähe Ihres Gartens halten, wenn Sie mich allzte ehen können, erſcheinen Sie nur am Gitter, und in Ihre Arme eilt Ihr Sie ewig liebender Flitter!« (prechend) Na, was ſagſt du dazu? g Louiſe⸗ Ja ich kenn mich noch nicht recht aus!“ Numpler.

Aber Kind Kind! er will dich entführen du

laßt dich entführen

Louiſe- Ja Vater! darf ich? 05 NRumpler.

Ich erkenn dich gar nicht mehr als meine Tochter, wenn du dich nicht entführen laßt, bedenk doch, biſt du mit dem Flitter verheirath', ſo iſts mit dem Contract ohnehin aus, und das Reugeld hab ich ja nur zu zahlen,

123 wenn ich gegen die Heirath mit dem Alfred was hab fo aber bin ich nicht zurückgetreten, ſondern du biſt entführt worden, dafür kann ich nichts.

Louiſe.

Alſo ich darf mich entführen laſſen! O Papa! iich Fuß

die Hand! (foeingt⸗ herne) Ich werde entführt! ich werd' entführt N u m p ler.

Aber du der Flitter darf nichts merken, daß ich's weiß (blickt in die⸗Sceue) Aber halt! halt! dort dort ſtehet ein Wagen! ein Kopf ſchaut heraus er iſt's

eſchältig) Ich werd' gleich fortgehen, Kind, damit du ae; ungenirt kannſt entführen laſſen aber dein Hut mußt mitnehmen, und a warmes Tüchel, und die Mantill na ihr kommt's ja ohnehin bald zurück wart wart ich hol dirs (aufe- che- i- dis -an gleich mit einem Hut, Mantile. And Tuch zurürk) So (Est-ihr den Hut auf und hängt. ihr das übrige um) So jetzt ſchauſt du ganz entführeriſch aus jetzt nur ka Zeit verlo- ren, ſonſt reut's ihn am End geh ans Gitter aber wart wart ich darf nicht z' Haus fein ich verſteck mich derweil da hinter der Lauben, und werde mit freudi— gen Vaterthränen zuſehen, wie man mir meine Tochter entführt. So Küßt Louiſen) B'hüt dich Gott derweil, ſchau, daß die Entführung glücklich ablauft, und komm mir nicht anders, als als Frau zurück! So, jetzt hinter die Lauben! (verbirgt fich.) |

Louiſe Cell an das Gitter und win

Numpler (aus-der- Laube hervorguckend). Iſt der Entführer noch nicht da? Louiſe (leiſe zurückſprechend). Pt! er kommt ſchon!.

0 f R * Eilfte Scene. 7 Louiſe. Flitter. Rumpler (verfiedt). Flitter Dem Himmel fer Dank! Endlich! endlich theuerſte Louiſe! (umarmt fie. i Numpler (für fich).

Wenn dieſe Mondſcheinſeele nur nit am End zum Schwärmen anfangt, ſonſt wird mir übel.

.

Flitter.

Dioch was ſeh ich? Sie find zum Ausgehen bereit? Louiſe.

Ausgehen? Wollen Sie mich denn nicht eitführen? Flitter.

Wie und dazu find Sie jetzt jetzt ſchon be— reit, ich dachte erſt mit Ihnen hierüber zu ſprechen Sie zu überresen, Ihre Bedenklichkeiten zu beſiegen.

Louiſe. Nein es ſind gar keine Bedenklichkeiten, Flitter. Alſo jetzt ſchon deſto beſſer doch Ihr Vater

“=

Louiſe- Der der iſt nicht zu Hauſe; ach, lieber Flitter ent— . a. doch ſchnell ; u * Flitter.

I Sie lg 1175 zur Eile ermahnen? Mein Wagen ſteht ja bereit in einer halben. Stunde find wir auf dem Gute meiner Tante O! kommen Sie kom— men Sie Ihre kaum ſo ſchnell gehoffte Einwilli—

gung macht mich ſelig! Doch nehmen Sie den Schleier vor Gieht ihr den Schleier vor⸗das-Geſicht). Und nun in den Wagen. (eilt mit Louiſen, die er mit einem Arm umſchlingt, ab.)

Numpler. i (schleicht Ad aus. der. a hervor Zieht ihnen nach, breitet 3 ne. Arme aus). Ich glücklicher Water, meine Tochter iſt entführt Aber jetzt jetzt g'ſchwind hin zum Alfred, um ihm dieſes traurige Ereigniß zu melden ich fag, fie hat die 10,000 fl.

auch mit da kann er gar nichts mehr anſprechen 2 2 U

jetzt kann 2 u machen was er will ich bin e 3

Fr 3 9 (Ab ins e

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7, 8 El ,. 0 .

e Zwolfte Scene. Zimmer in Alfreds Hauſe, mit 5 zwei Seitenthüren, im Hintergrunde eine Wölbung 5 welche z einen Saal führt, aber anfangs mit

em Vorhang verdeckt ie Alfred Sratfihberger _.. Gase er derer Sete =

Tratſchberger.

Euer Gnaden, ich bitt Ihnen, reden Sie ſelber mit. den Leuten, ich richt nichts mehr aus

126 Alfred. Mein Himmel! Sie ſollen Geduld haben es muß es muß Hülfe kommen, mein Schwieger vater kann mich nicht verlaſſen. (Man hort lautes-Gemurre⸗ von der Seite, vou welcher Tratſchber⸗ ger: Ak.) Dratſchberger. Hörens es alle ſchreiens Geld und nichts als Geld, grad, als wenns lauter Paperln wären, die ſonſt kein an— deres Wort g'lernt haben. Alfred (auf, und niedergehend). Niemand kommt denn Niemand, mir zu bel: fen? Und von Einer Seite habe ich's doch ſicher gehofft!

Dreizehnte Scene. Vorige. Fleckl (und mehrere andere Gläubiger in Begleitung von Gerichtsdienern ® deängen herein. NN EN, E Fleckl. un a da finden wir ihn ja! Was läßt man uns ſo lange warten was fertigt man uns mit Vertröſtungen ab wir warten nicht, wir wollen nicht warten der Herr iſt inſolbent wir nehmen Beſchlag auf Alles, was da iſt. Drütſchb er ger lerſtaunt). 7 Ach dieſe Courage, die das Schneiderl auf einmgl kriegt hat, er wird zum Hordenfüß ihrer! (u Fleck) Sie erlaubens! wenn's einmal todt ſein, laſſens Ihnen aus— ſchoppen und ins Naturalien-Kabinet ſtellen, a cou— ragirter Schneider iſt auch eine Natur-Seltenheit 2 1 A

Alfred Liebe Leute! nur kurze Zeit gedulden Sie ſich noch ich werde zahlen 5 6 Fleckl. Nichts gedulden ich hab für Sie g'arbeit', und was für eine famoſe beit hab ich geliefert, ich will mei Geld, oder wenigstens die Kleider zurück haben.

en er

Famoſe Arbeit? ja freilich das nennen jetzt

die Schneider ſchon a gute Arbeit, wenn bei ein Rock, wenn man il in anzieht, nicht gleich alle Nähte aus ein— ander gehen

72

7 Fleckl.

Sue der Herr nicht, eh wir nicht unſer Geld haben

Alle. Ja 910 Geld wollen wir.

(auf die Oerichte deer weiſend).

Die Herren ſind big um unfer Begehren zu unter-

e 115 Sratſchberger. Aha alß die (auf die Gerichtsdiener) ſind ſo zu ſagen da, um ihrem Zorn Nachdruck zu geben.

.

blickt-durch die offene Thü).

a da kommt der Herr von Rumpler. 0

Dratſchberger. Freut Euch Völker! die Erlöſung naht.

et

vierzehnte Scene. Vorige. Numpler, Alfred (ihm entgegen). Nun, bringen Sie mir Hülfe? Numpler (ich verzweifelnd ſtellend).

Hülfe, ich? ach Gott! ich bin ſelbſt ganz unbeholfen Alfred meine Herrn! ſtellen Sie ſich meinen Jammer vor, meine Tochter

Alfred.

Louiſe! Was iſt's mit ihr?

Numpler.

Sie es klingt unglaublich, 's iſt aber doch fo ſie iſt entführt entführt, ſammt ihrem Erbtheil

. Alfred j

(iha-Icharf.fizirend).

Entführt jetzt in der kurzen Zeit und ohne Ihr Wiſſen? doch es ſteht mir nicht zu, dieß zu unter- ſuchen Alſo von Ihnen keine Hülfe! gut ſehr gut

Fle ek l.

Was? Gut gut ſagt er und mit der Braut

iſt's auch nichts mehr jetzt, Leuteln, greift an! k(Gerichtsdiener wollen ihn ergreifen.) s

Fünfzehnte Scene. Vorige. Elara. Scharf. Clara (eilt herein und iſt bör Erſchöpfung kaum der Sprache mächtig). Merkt. Halt! Alfred Sie brauchen Hülfe hier hier nehmen Sie es iſt ohnehin Ihr Eigenthum! (reicht ihm eine volle Börſe⸗ i

129 Alfred Was iſt dieß! S ch a th Das Fräulein fuchte mich auf, und beſtimmte mich, es ſogleich zu veranſtalten, daß wenigſtens die Hälfte ih— res Erbtheils ihr ſogleich übergeben würde ich bewirkte dieß und | Elara. N Hier ſind 10,000 fl. für heute morgen erhalten Sie die andere Hälfte, retten Sie ſich! (will wieder fort)

Rumpler (für fich). Ma, wenn die nicht würdig iſt, von der Geſellſchaft der Hirnverwirrten im runden ⸗Haus das Diplom als wir— kendes Mitglied zu N ſo iſt's keine!

. A [fred (iſt Clara nachgeeilt und führt ſte an der Hand⸗ fanft: zurück). Clara, Engel! enteile nicht fo ſchnell! Ich habe Dich erkannt, beinahe zu fpat erkannt, Du weigerteſt Dich, meine Hand anzunehmen, als ich arm ganz arm war, doch nicht aus Selbſtſucht, ſondern weil Du weiter ſaheſt, als ich mit den von Liebe geblendeten Augen; Du weigerteſt Dich, meine Hand anzunehmen, Als ich im Reichthum ſchwelgte, um nicht den Verdacht zu wecken, daß Du mich bloß des Reichthums wegen liehſt, doch ſieh jetzt bin ich wieder arm, doch nicht fo arm als damals, ich werde genug ha— ben, um unſer Leben wenigſtens von dringenden Sorgen frei zu halten etzt Clara! wo alles mich verläßt, was ſich früher kriechend an meine Ferſen kettete jetzt frage ich Dich nochmals! „Willſt Du mich lieben.« Kaiſer s- Geld. 9

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Clara A (kankt weinend an ſeinem Hals). Alfred! x Alfred (lie- heftig umſchlingend.)

Clara! meine Clara o ich habe es geahnt, daß es ſo kommen müſſe doch nun, meine theure Braut, ſieh die geringe ſpärliche Einrichtung, die künftig unſer Haus füllen ſoll wir müſſen uns wohl beſchränken eilt gegen den Vorhang, welcher fich raſch zu beiden Seiten t. ilt, auf hohen Girandols flammen ringsum Lichter, an der Hi rwand ſind ſtufen⸗ förmige Tafeln aufgerichtet, auf welchen. glänzende Gold- und Silber⸗ Geſchirre ſtehen, im Vorbergrunde ſtehen mit Blumen geſchmückte Mädchen, welche theils Blumenguirlanden „theils auf ſammtnen Kiſſen goldene Geſchmeide tragen; ; Walmar, Born, Filding und der alte Spieler ſtehen zu beiden Seiten. Allgemeines Erſtaunen.)

RR eo Alle. Wa 5 iſt dieß?

Alfred. Kleinigkeiten, die ein dürftiger Mann, wie ich, ſei— ner Braut verehrt (gAÄnimmt von einem Kiffen ein goldenes Braut⸗ kränzchen, und fest es Clara auf das Haupt, darauf nimmt er von einem andern eine Papierrollz Hier Clara die Herrſchaft Grünenberg, die Du als Herrin beglücken ſollſt N umpler-. Aber um Alles in der Wekt, ſagt's mir nur, bin ich denn in ein Märchen der tauſend und Einen Nacht? 5 Alfred. d Das Märchen iſt ſchon vorüber! Meine Armuth war das Märchen 5

Numpler. ö 8 Was Armuth Märchen und jetzt mar: chenhafter Reichthum, ich kemm' gar nicht aus den Mär—

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chen heraus! O Gott! wer mir jetzt meine Tochter

g'ſchwind herbeiſchleppt, ich zahl was er will! Aber wie kommt denn das

i Alfred.

Es war nothwendig, um einen albernen Streich wies der gut e zu können.

Numpler.

Alberner Streich was war denn das für ein alber- ner er Streich

Alfred⸗

Die Verlobung mit Ihrer Tochter! es geſchah da— mals par depit, weil ich dieſes herrliche Weſen (Ctrren-umnarmeud) noch nicht ganz erkannt hatte „doch in dem Augenblicke, als Ihre Tochter unterſchrieb, als ich aus ihren Schriftzügen erkannte, daß nicht, wie Sie mir vorſpiegeln wollten, Ihre Tochter es w 45 die zuerſt die Bitte meiner Armuth für den alten Inva⸗ liden erfüllt hatte, da durchzuckte es mich wie ein Blitz; bei ſeinem Strahl erkannte ich das Netz, das man mir gelegt, und ſchnell erzeugte ſich der Plan, es eben fo

ſchlau wieder zu zerreißen, wie es gefponnen war Hier

meine Freunde (auß. Scharf, Filding, Born und Walmar zei⸗ gendl-Anterſtützten mich darin, mit- ihnen wettete ich oft um Tauſende, die ich verlor, aber ſogleich wieder zurück erhielt Falter (uf Bir-Klxinobren deutend) ſind die Prätioſen, die ich für I en zu kaufen vorgab

. Numpler.

Aber, fag das Goch e hat ja doch wirklich fallirt!“ 9 *

.

se:

8 x

fred Ja, dieß iſt wahr, doch hatte ich dort keinen Heller angelegt aber nun führe ich Ihnen auch den Spieler auf, an den ich täglich vor den Augen meines mit Ihnen einverſtandenen Sekretärs Tauſende verſpielte (führt den alken Spieler vor). Es iſt derſelbe alte Javalide, dem Du

Gu. Claro) zuerſt eine Gabe der Liebe verabfolgteſt!

Invalide (üßt ihr die Hand).

Alfred i (su den Gläubigern). gun, meine Herren, Sie geben mir wohl noch bis

morgen Credit?

Alle (verneigen ſich ehrfurchtsvoll und ziehen ſich zurück).

(Man hört ein Poſthorn blaſen.) Numpler. . Was iſt das (eilt an's Fenſter). Ha! der Flitter mit meiner entführten Tochter ha! fie iſt ſchon Frau, ich - ſeh“ ihr's an und ich ich o ich bin ein Heifiſch ge— weſen. (ſchlägt ſich vor die Stirn.) f

= Alfred. ; ! Und morgen, Freunde! Morgen feiert Alle mit mir mein Verlobungsfeſt! 2 &

(Schluß⸗Gruppe er Vorhang fällt)“

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